|
Kurt Tauber plant ein Museum für
seine 3000 Kameras
PEGNITZ Sie drängen sich in Regalen, stapeln sich
in Kartons, nutzen schwer zugängliche Ecken in
Wohnzimmerschränken als Lebensraum: Kurt Taubers Haus ist voll
mit Fotoapparaten. Ein typischer Sammler möchte man meinen,
der für seine Leidenschaft das letzte Hemd hergibt. Doch diese
Sammlung ist anders.
|
|
|
|
|
|
|
Kurt Tauber vor einem kleinen Teil seiner
Sammlung: Insgesamt nennt er fast 3000 Kameras sein
Eigen. |
|
|
|
|
|
|
|
"Ich sammle in die Breite", sagt der 52-Jährige,
der schon als Siebenjähriger seine ersten Fotos gemacht und
gleich selber entwickelt hat. Es geht ihm nicht um den Besitz
möglichst seltener Stücke, sondern um die Erhaltung der vielen
"tollen Ideen von tollen Ingenieuren", die all diese
"wunderschönen Technik-Denkmäler" konstruiert haben.
Das Schönste dabei ist, dass er diesen Denkmälern
nicht hinterherlaufen muss, sondern dass sie gerne zu ihm
kommen. "Ich habe ein Kamera-Altenheim", sagt Tauber. In ein
Altenheim geht man erst, wenn es nicht mehr anders geht, dann
aber freiwillig. Neulich, erzählt er, war wieder eine ältere
Dame da. Sie war früher Lehrerin und brachte einen "Siemens
2000"-Projektor vorbei, jenes Teil, das Generationen von
Schülern mit legendären 16-Millimeter-FWU-Filmen wie "Die
Zauneidechse" beglückt hat. Der Projektor ist Baujahr 1954 und
sieht aus wie neu. Das ist typisch auch für die vielen
Fotoapparate, die Tauber oft kistenweise für ein paar Euro
bekommt. "Ich kann gar nicht so schnell auspacken."
|
|
|
|
|
|
|
Damit fotografierten die James Bonds im
Kalten Krieg: Legendär die Minox-Agentenkamera vorne,
weniger bekannt die russische Leica-Kopie hinten. Die
Japaner fingen erst an: mit der "Homer"
Kleinstbildkamera (rechts). |
|
|
|
|
|
|
|
Ungefähr 3000 Fotoapparate hat er inzwischen,
dazu viele Filmkameras und Zubehörteile. Die Geräte sind oft
in edlen Ledertaschen verstaut, denn sie waren für die
Ewigkeit und für Generationen gebaut. Verschlüsse klacken satt
wie am ersten Tag, die Blendeneinstellung rastet sauber ein,
Entfernungsringe gehen butterweich. "Nur der Belichtungsmesser
ist meist hin." Der erste schüchterne Ansatz von Elektronik
war es, der die Kamera technisch wertlos, da irreparabel
machte.
Nur wenige Euro sind die meisten der Kameras
heute wert, egal, was sie dereinst gekostet haben. Zu einem
vernünftigen Preis verkaufen kann man den Stolz der Väter und
Großväter nicht mehr, aber zum Wegwerfen sind sie den meisten
zu schade. Also landen sie bei Sammlern wie Tauber. Etwa 22000
Modelle stehen im "Kadlubek", dem Standardwerk der
Kamerasammler. Ein "Fotoapparat" war in den Fünfzigern und
Sechzigern Inbegriff der neuen Freiheit und des scheinbar
grenzenlos sich steigernden Wohlstandes, und den galt es im
Bild festzuhalten. Der erste Urlaub in Bibione. Die erste
Fahrt mit dem ersten Auto über den Großglockner. Der Bau des
eigenen Hauses. Der Fotoapparat war mehr als nur
Konsumgegenstand, er war ein rituelles Werkzeug, um die schöne
neue Welt für immer festzuhalten. Viele Firmen vor allem in
Deutschland konstruierten unentwegt neue Kameras, neben
Legenden wie Leica, Zeiss Ikon oder Voigtländer auch kleine
Familienbetriebe irgendwo in der Provinz. Damals hatte der
Begriff "Made in Germany" Hochkonjunktur.
|
|
|
|
|
|
|
Auf Taubers Regalen ist kaum noch Platz für
neue Käufe. |
|
|
|
|
|
|
|
Tauber musste in letzter Zeit schon Angebote
abweisen, wegen Platzmangel. Doch jetzt bricht Tauber in eine
neue Sammler-Dimension auf. Südlich von Bayreuth soll
demnächst ein Sammlermuseum gegründet werden, mit ewig viel
Platz auch für Taubers Fotoapparate. Deswegen nimmt er jetzt
fast alles an, was er kriegen kann. In der Garage steht schon
ein komplettes Fotolabor aus den 30er Jahren und wartet auf
den Umzug ins Museum.
Einen Traum hat Tauber noch: Ein vollständiges
"Fotogeschäft" im Stil der 50er oder 60er Jahre. Da würde er
dann im Museum alte Fotoapparate verkaufen. Und natürlich
Filme, denn die Fotoapparate, die einst das Wirtschaftswunder
dokumentiert haben, dürfen dann selbst fotografiert werden.
Wer seine eigenen Fotoapparate demnächst vielleicht im Museum
bewundern will, sollte Kontakt mit Kurt Tauber aufnehmen. Er
hat übrigens eine der umfangreichsten Internet-Seiten
Deutschlands zu diesem Thema. Auf www.kameramuseum.de sind
etwa 1200 Kameras aus seiner Sammlung zu sehen. Dazu viele
Links zu anderen Kamerafreunden, -vereinen und -museen. Wer
noch keinen "neumodischen" Internet-Anschluss hat, kann auch
gerne ganz altmodisch anrufen : 0 92 41/16 98.
Harald Mohr |
|