Die
Foto-Scheibe mit den 15 Negativen |
|
Interessantes Design - etwas für Kinder?
Jedenfalls ein Hingucker, diese Disc-Kameras. |
|
PLECH/STUTTGART. Wenige Tage, nachdem uns
ein Karton mit 80 Einwegkameras aus tschechischer Produktion für AGFA und
AGFA-Kunden erreichte, wurde das Deutsche Kameramuseum mit 300
weiteren - jeweils unterschiedlichen! - Einwegkameras internationaler Herkunft (13 Kartons) und mit 180
Disc-Kameras und rund 50 Disc-Filmen (insgesamt sechs Kartons) bedacht - alles
in nahezu fabrikneuem Zustand, original verpackt. Ein Stuttgarter Mäzen hat
uns diese Raritäten kostenlos überlassen. Beide Sammlungen konkurrieren nicht
etwa miteinander, sondern ergänzen sich vortrefflich. Hier die internationalen
Einwegkameras, dort nur die
AGFA-Modelle,
die von Gardena in Tschechien produziert wurden. Zufälle gibt's... |
|
Der große Pkw-Kombi konnte die 19 Kartons
voller Disc- und Einwegkameras kaum fassen. Insgesamt wurden an
einem Sonntag im September 2017 gut 180 Disc-Kameras, 50
originalverpackte Disc-Filme sowie 300 Einwegkameras
aus aller Welt in fabrikneuem Zustand abgeholt. Ein weiterer
Riesen-Zuwachs für unser Museum. Foto: Wolf |
|
Der edle Spender ist kein geringerer als der 1930 in Stuttgart geborene
Kaufmann, Unternehmer, Fotograf, Sammler, Autor und Kunsthistoriker Dr. Dr. Rolf
Herbert Krauss (* 1930 +2021).
Er studierte ab 1952 an der Universität München Staatswirtschaft und promovierte
1956 mit einer Arbeit über das betriebliche Vorschlagwesen. Von 1956 bis 1991
führte er die G. A. Krauss KG Stuttgart in der dritten Generation, bis er sie
1991 verkaufte. Von 1977 bis 1996 war er Vorsitzender der Sektion Geschichte der
Deutschen Gesellschaft für Photographie. Ab 1991 studierte er Kunstgeschichte
und Germanistik an der Universität Stuttgart und promovierte 1999 mit der Arbeit
"Photographie und Literatur, zur photographischen Wahrnehmung in der
deutschsprachigen Literatur des neunzehnten Jahrhunderts". Von 1999 bis 2004
arbeitete Dr. Krauss als Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte der Fotografie am
Institut für Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart. Krauss starb im
Januar 2021 in Stuttgart.
In
seinem Schenkungsangebot an das Deutsche Kameramuseum beschrieb Dr. Krauss seine
außergewöhnliche Sammlung von Disc-Kameras so: "Die Sammlung habe ich während
meiner Zeit als Eigentümer der Firma Krauss-Photo in Stuttgart zusammengetragen.
Ich benutzte dabei die Geschäftsverbindungen, die ich in aller Welt hatte.
Vielleicht war es die Ahnung, dass dieses System sich nicht lange halten würde,
die mich dazu veranlasste. Und tatsächlich: Die Ära der Disc-Kameras umfasst,
wie Sie wissen, nur sechs Jahre, von 1982 bis 1988. Im Frühjahr 1988 verkündete
die Firma Kodak die Einstellung der Produktion ihrer Kameras. Filme gab es noch einige
Zeit.
Die Sammlung hat daher einen klaren Anfang und ein eindeutiges Ende und bietet
einen sehr guten internationalen Überblick über die damalige Szene. Ich glaube
nicht, dass wichtige Erscheinungsformen fehlen. Natürlich kann man bei keiner
Sammlung von Vollständigkeit sprechen, aber was ich als großer deutscher Händler
mit internationalen Verbindungen erwerben konnte, findet sich in der Sammlung
wieder.
Die Kameras sind alle neu, 'mint', wie der Sammler sagt, zum größten Teil sind
sie originalverpackt. Es sind eine
ganze Reihe von Gadgets dabei, wie die komplette Serie der Courrege-Kameras, die
damals viel Aufsehen erregte."
Wenige Tage später dann ein zweites Angebot des Stuttgarter Mäzens per E-Mail: "Einige
Hundert Einweg-Kameras, die er in der Zeit zwischen 1988 und 2000
zusammengetragen hatte. Es finden sich dort Beispiele von allen internationalen
Kameraherstellern, dabei von Kodak die erste Einwegkamera “Fling”, noch im 110er-Pocket-Format, von AGFA bestückte Originalaufsteller und limitierte Auflageserien, von
Fuji, Konica usw. sowie von Zweitherstellern, wie Concord und deren Abnehmern,
wie die Hausmarken von Porst, Voigtländer aber auch von Give-aways oder
Werbeartikel von Nicht-Foto-Firmen aller Art. Krauss: "Es entfaltet sich ein
einzigartiges kulturelles Panorama der Neunziger Jahre, bei dem aber auch die
großen Foto-Marken der ausgehenden Analog-Zeit vertreten sind".
Museumsleiter Kurt Tauber: "Die Verantwortlichen des Deutschen Kameramuseums in Plech
sind stolz auf das Vertrauen, das der bekannte Sammler
in uns setzt und wir freuen uns sehr über diese schon exotisch zu nennenden
Neuzugänge."
Dr. Krauss hat sich in den letzten Jahren übrigens von mehreren seiner umfangreichen
Sammlungen getrennt. So hat er beispielsweise seine riesige Bibliothek mit zig
Tausenden von Bänden einer Marburger Einrichtung übereignet. In der
Datenbank PhotoColl sind
die Bestände der "Bibliothek zur Photographie, Collection Dr. R. H. Krauss"
gespeichert. Aus den Ausstellungskatalogen, Sammelbänden, Aufsatzsammlungen usw.
der Bibliothek wurden die einzelnen Aufsätze herausgezogen und unter ihren
Autorennamen in die Datenbank eingestellt. 6.000 Aufsätze sind auf diese Weise
recherchierbar. Die Datenbank selbst hat mehr als 25.000 Einträge.
Krauss
hat übrigens ein interessantes Buch über seine Leidenschaften geschrieben: Das
224-Seiten-Werk "Ich sammle, also bin ich" erzählt die Geschichte einer Reise in
die Vergangenheit von großen und kleinen Dingen, von Wichtigem und weniger
Wichtigem und nicht zuletzt vom Autor selbst. Fast 60 Jahre lang sammelte Rolf
H. Krauss und für jeden seiner Lebensabschnitte findet sich eine von 20
Sammlungen: von Kunst und Zeugnissen der Fotografiegeschichte über
Stickmustertücher hin zu historischen Geräten des eigenen Unternehmens. "Ich
sammle, also bin ich" ist eine rückblickende Beschreibung dieser
Sammlertätigkeit, in der sich Sachliches und Persönliches zu einer ebenso
spannenden wie nachdenklichen Autobiografie verbinden. Anschaulich und
gewissermaßen en passant führt Rolf H. Krauss dabei die existenzielle Bedeutung
des Sammelns für das menschliche Dasein vor Augen.
Kerber Verlag; 1. Edition (Januar 2019), deutsch, gebunden, Abmessungen: 17.9 x
2.8 x 24.6 cm (ISBN-10: 3735605540, ISBN-13: 978-3735605542.
Bilder und Infos zur Sammlung Dr. Dr. Krauss |
|
|
|
|
|
Cola-Dose mit Kamera |
Sammler-Edition 1994 |
AGFA Black & White |
|
|
|
Kodak-Sammleredition |
Zwillings-Kameras |
Kodak FNAC-Doppelpack |
|
|
Alles wohl verpackt |
|
Es gab sogar 3-D-Kameras |
|
AGFA-Notfallset |
|
Einweg-Kameras von Fuji |
|
Limitierte AGFA-Modelle |
|
Große Disc-Modellvielfalt |
Farbvariationen einer attraktiv designten Disc-Kameras |
Das könnte Sie auch
interessieren: |
Eine
Zusammenstellung von Einwegkameras auch anderer Hersteller finden Sie hier
Zur gemeinnützigen Stiftung Kameramuseum Kurt Tauber
Interessante Neuzugänge im Deutschen Kameramuseum |