Räume des Plecher Museums waren zwei Tage lang ein Studio für Fernsehaufnahmen


Deutsches Kameramuseum


Dreharbeiten für ZDF-History:

Doku über Hitlers Fotografen

Labor von Hitlers Leibfotografen Hoffmann mit Museums-Exponaten nachempfunden



Mit Hilfe verdunkelter Fensterscheiben und einiger fernsehüblicher Lichttricks wurde aus dem ostfriesischen Fotoladen im Plecher Museum in mehrstündiger Umräum- und Dekorationsarbeit das in Rotlicht getauchte Fotolabor der Vierziger Jahre von "Heinrich Hoffmann". Hier wurden dekorative Zwischenblenden für den ZDF-Beitrag gefilmt.


 Ostfriesenladen als Heinrich Hoffmanns Fotolabor


PLECH. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) brachte in seiner Reihe ZDF-History Ende November auf mehreren Kanälen einen 45-minütigen Beitrag über Hitlers Fotografen. Titel der Sendung: "Hitler, wie ich ihn sah - Die Fotografen des Diktators". In gewichtigen Nebenrollen: Exponate aus dem Deutschen Kameramuseum in Plech. Zwei Tage lang - am Donnerstag, 20., und am Freitag, 21. September 2012 - drehte ein dreiköpfiges ZDF-Team nachempfundene Szenen aus dem Fotolabor von Hitlers Leibfotografen Heinrich Hoffmann (München).



Sie waren immer in seiner Nähe und setzten ihn in Szene. Sie fertigten tausende Fotos von ihrem Idol und machten ihn zur Volksikone seiner Zeit. Dabei waren es im Wesentlichen drei Fotografen, die Hitler auf Schritt und Tritt begleiteten: der Vertraute und "Starmacher" Heinrich Hoffmann, dessen Angestellte Eva Braun und der Kameramann Walter Frentz. Alle drei waren dem politischen Aufsteiger bedingungslos ergeben, alle drei genossen sein uneingeschränktes Vertrauen, alle drei profitierten finanziell von ihm.

Heinrich Hoffmann, der Hitler von Beginn an unterstützte, errichtete mit dessen Hilfe ein millionenschweres Presseimperium. In so genannten "Raumbildern", Vorläufer der heutigen 3D-Technik, lieferte er den Deutschen einen "Führer zum Anfassen".

In seinem Fotostudio lernte Hitler 1929 auch Eva Braun kennen, die fortan keine Chance ungenutzt ließ, ihren Geliebten auf dem Berghof abzulichten. Für die Fotos kassierte sie von ihrem ehemaligen Arbeitgeber Hoffmann beachtliche Summen. Auch zu Walter Frentz schien Hitler besonderes Vertrauen gehabt zu haben: Als sein "Auge" zur Außenwelt schickte er ihn auf heikle Missionen und ließ sich von ihm noch im Februar 1945 im Bunker fotografieren.

"ZDF-History" beleuchtete das intime Verhältnis zwischen Hitler und seinen Fotografen und zeigte, wie sehr sie das Bild des Diktators prägten.

 

Die renommierte ZDF-Doku-Reihe ist dafür bekannt, historische Ereignisse dramatisch aufzubereiten. Stets ist dabei nicht nur Archivmaterial zu sehen, sondern Szenen werden auch mit zeitgenössischen Requisiten rekonstruiert. Das ist auch bei der Dokumentation über die Fotografen des Diktators nicht anders. „Als Effekt, um nicht nur Archivmaterial zu zeigen“, sagte ZDF-Redakteurin Johanna Kaack im Presse-Gespräch am Rande der Plecher Dreharbeiten.

 

Es gehe in der Dokumentation darum, anhand von einzelnen Bildern zu zeigen, wie der Mythos Hitler funktioniert hat. Wie hat Fotograf Hoffmann den Diktator in Szene gesetzt? Wie ist das Führerbild entstanden und mit welchen Motiven? Bereits 1923 hat sich Adolf Hitler in propagandistischer Pose von Hoffmann fotografieren lassen. Nur ihn ließ Hitler nah an sich heran, um Porträts zu machen. Hoffmann wurde nicht nur Leibfotograf, sondern enger Freund Hitlers. Walter Frentz, ein Kameramann der Wochenschau, fotografierte hingegen nur für Hitler privat.



Die rekonstruierten Szenen sollen möglichst authentisch sein. Dazu gehört auch die Ausstattung. Der "Fotograf Hoffmann" des ZDF braucht natürlich Kameras, Zubehör und eine Dunkelkammer mit Requisiten, die aus dieser Zeit stammen. Auf der Suche danach im Internet stieß Redakteurin Johanna Kaack schnell auf das Kameramuseum in Plech. "Hier können wir schalten und walten, wie wir wollen“, berichtete Kaack. Da dürfe auch mal was umgestellt werden, wie beispielsweise im ehemaligen ostfriesischen Fotoladen für die vielen Szenen in der  Dunkelkammer. Geradezu begeistert war die Redakteurin von der Ausstattung des Museums: „Es ist alles da, was wir an Gerätschaften und Apparaten brauchen.“ Im gut sortierten Museumsdepot konnte man sich fast wie in einem Supermarkt für historisches Fotozubehör fühlen und Requisiten zusammenstellen.


Vom Museum selbst war in dem 45-minütigen TV-Beitrag dann auch nichts zu sehen. Dafür tauchten in kurzen szenischen Zwischenschnitten immer wieder zeitgenössische Kameras auf, kurze Einblendungen aus dem in Rotlicht gehüllten nachgestellten Fotolabor und kurze Sequenzen, die die Entwicklung eines Schwarzweiß-Positivs in der Entwicklerschale zeigten.


Für Museumsinitiator Kurt Tauber war die Anfrage des Senders nichts Ungewöhnliches mehr. Es war bereits das vierte oder fünfte Mal, dass Filmemacher aus Fernsehanstalten bei der Suche im Internet auf das Plecher Kameramuseum gestoßen waren und sich seltene Kameras, alte Blitzgeräte oder ungewöhnliche Projektoren für ihre Projekte ausgeliehen haben, zuletzt beispielsweise für einen Film von ARTE über die Kernphysikerin Lise Meitner. Das Plecher Kameramuseum war mit seinem Fundus bisher jedenfalls für alle Sonderwünsche gewappnet.



Heinrich Hoffmann, 1885 in Fürth geboren, machte im nationalsozialistischen Deutschland eine steile Karriere. In seinem Verlag für national-sozialistische Bilder beschäftigte er bis zu 300 Mitarbeiter und konnte durch den Vertrieb von Fotobildbänden im Dienst der NSDAP bald Umsätze in der Höhe von Millionen Reichsmark verbuchen. Er publizierte unter anderem „Ein Volk ehrt seinen Führer“ oder den Bildband „Die olympischen Spiele 1936“. In seinem  Fotoatelier ging die 17-jährige Eva Braun in die Lehre. Im August 1937 war Hoffmann in Hamburg maßgeblich an der Beschlagnahmung von Kunstwerken beteiligt, die in den Augen der Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ galten. Bei den Nürnberger Prozessen wurde Hoffmann zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Vermögen wurde konfisziert. Er starb am 16. Dezember 1957 in München. Mehr zu Heinrich Hoffmann (Wikipedia).


So berichten die Medien über das Plecher Museum  -  Zum Gästebuch des Museums


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