Aus der Sammlung Kurt Tauber



Das Archiv von Foto-Quelle (Revue)

Deutsches Kameramuseum bewahrte unersetzliche Dokumente vor Altpapiercontainer


Einige Titelbilder der Foto-Quelle-Kataloge - Die Bestelldaten finden Sie hier

Alte Foto-Quelle-Kataloge als

sprudelnde Informationsquelle

Das Deutsche Kameramuseum in Plech sicherte sich wenige Tage vor dem

endgültigen "Aus" des ehemals „größten Fotohauses der Welt“ das Archiv


 Nürnberg im Dezember 2009.  Die Szenerie ist gespenstisch: Wo einst hunderte von Angestellten eifrig Bestellungen für das ehemals „größte Fotohaus der Welt“ bearbeiteten, Kameras auf den Postweg schickten und neue Produkte kalkulierten, neue Attraktionen kreierten, herrscht bei einem Besuch Mitte Dezember 2009 Friedhofsruhe. Die Schreibtische sind verwaist, auf den Gängen stehen beschädigte Euro-Paletten herum, die Archiv-Regale hinter schweren Eisengittern sind leer. In wenigen Tagen wird hier ganz dich gemacht. Der Letzte macht das Licht aus.

 

Damit hat Foto-Quelle das gleiche Schicksal ereilt wie vor ihr schon viele bekannte Namen der ehemals blühenden deutschen Fotoindustrie – auch der Bayreuther Kamerahersteller Franka oder die Nürnberger Fabrik Carl Braun sind längst Geschichte.

 

Nur sind diesmal nicht japanische Tüftler oder chinesische Markenkopierer schuld, sondern auch nicht ganz unwesentliche Managementfehler des Mutterkonzerns Arcandor, die Quelle und Foto-Quelle in den Abgrund rissen.

 

Dabei gehörten der Quelle-Katalog und der kleinere Foto-Quelle-Katalog Jahrzehnte lang zu den bundesdeutschen Haushalten wie der Fernseher ins Wohnzimmer oder die gehäkelte Klopapiermütze ins Gäste-WC. Und viele arbeitsame Menschen – auch aus der Fränkischen Schweiz – hatten ihr sicheres Einkommen.


In den 60er und 70er Jahren fuhren hunderte Mitarbeiter aus der armen Fränkischen

Schweiz täglich mit Firmenbussen zu Grundig und Quelle ins mittelfränkische Boom-Land Nürnberg-Fürth zur Arbeit.

 

1957 wurde Foto-Quelle als Tochter des Versandhauses Quelle in Fürth gegründet. Mit drei überaus günstig angebotenen Auslaufmodellen bewährter Kameras fing das Wunder an, später wurde Foto-Quelle zum größten Fotohaus der Welt, brachte auf dem Höhepunkt seiner Erfolge Mitte der 80er Jahre die fast schon enzyklopädisch aufgebauten Foto-Kataloge auch für Frankreich, Holland, Belgien (französische und flämische

 Auch Bedienungsanleitungen waren dabei.

Ausgaben!), die USA, Österreich, Italien, die Schweiz (in deutscher und französischer Sprache) heraus – Quelle International. Vorbei.


1957 war laut Firmen-Rückblick die stolze deutsche Kameraindustrie (noch) nicht bereit, den Neuling mit ihren beliebten Produkten zu beliefern. Und so fand Lothar Schmechtig, Gründer und langjähriger Chef von Foto-Quelle, Lieferanten in Japan, Hongkong und den USA. Foto-Quelle - 1961 erfindet man die Hausmarke Revue, deren Schriftzug bald Millionen von Kameras, Objektiven, Projektoren und Blitzgeräte zierten – hat einen unerwarteten Erfolg, überspringt zehn Jahre nach Gründung die 100-Millionen-Umsatz-Marke, gründet Fotolabore, die Apollo-Brillengeschäfte, wird zum „Juwel der Quelle-Gruppe“.

 

1979 erzielen 1700 Mitarbeiter einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Mark. Der amerikanische Markt wird beackert.

 

Inzwischen muss Foto-Quelle seine Kameras nicht mehr nur von Minolta, Mamiya,  (Japan), Alpa (Schweiz), den Staatsbetrieben der DDR oder der Sowjetunion beziehen, sondern wird genau so von Agfa, Balda, Regula-King, Leidolf oder Lipca versorgt – nur die Kameras von Franka aus Bayreuth sucht man vergebens bei Foto-Quelle. Auch so eine verpasste Chance der Bayreuther. Bei der Konkurrenz, beim Versandhaus Neckermann findet sich im Foto-Katalog von 1962 immerhin ein offizielles Franka-Produkt, eine Frankamatic, und ein inoffizielles: eine Solida T mit dem Markennamen OGA (Obergassner).


Dass das Stöbern in den alten Fotokatalogen überhaupt noch möglich ist, verdanken die Fotofreunde in aller Welt Sammlern wie dem Pegnitzer Redakteur Kurt Tauber (Jahrgang 1951),

 Tolle Zugänge: Schätze fürs Archiv

der in Plech südlich von Pegnitz  ein Kameramuseum errichtet. Dort entsteht auch ein Museumsarchiv, das wissenschaftlicher Forschung ebenso zugänglich ist wie der Neugier privater Fotofans. Fast alle der halbjährlich erschienenen Foto-Quelle-Kataloge hat Tauber schon im Archiv (und bereits digitalisiert im Angebot).

 

Nach dem Ende für Foto-Quelle – der Name  lebt allerdings unter dem Dach des Fotodienstleisters ORWO in Bitterfeld weiter – hat Tauber kurz vor „Torschluss“ in Nürnberg in einer Blitzaktion die spärlichen Reste des Archivs von Foto-Quelle abgeholt.

 

Die dicken Aktenordner mit den schätzungsweise 75 aufbewahrten Foto-Quelle-Katalogen seit Mitte der Sechziger Jahre sowie die gebundenen Kataloge der internationalen Ausgaben kommen nach Auswertung und Digitalisierung ebenfalls ins Museumsarchiv. Mit dabei waren zwei schwere Kartons mit Hunderten von Bedienungsanleitungen von Revue-Kameras oder von anderen Kameras und Geräten, die von Foto-Quelle verkauft wurden – darunter richtige Raritäten.

 

Damit landete bereits das zweite Rest-Archiv einer ehemals bedeutenden Nürnberger Weltfirma im künftigen Kameramuseum Plech: Schon im Jahre 2005 rettete Kurt Tauber einige Kubikmeter Akten, Fotos, Prospekten und Bedienungsanleitungen sowie noch vorhandene Projektoren und Kameras der ehemaligen Firma Carl Braun vor dem Altpapiercontainer.

 

Das gleiche Schicksal hätte jetzt den seltenen Katalogen und anderen unersetzlichen, da einmaligen Drucksachen von Foto-Quelle gedroht. Jetzt sind die Schätze erst einmal gesichert…


 Als die Foto-Quelle noch das "größte Fotohaus der Welt" war, wurden die Kataloge auch in

 englisch, französisch, wallonisch oder italienisch gedruckt. Für die Schweiz zum Beispiel gab

 es Ausgaben in deutsch und italienisch... Die internationalen Ausgaben wurden sorgfältig

 vom Buchbinder zwischen festen Deckeln gebunden. Unser Bild zeigt eine Auswahl.


Übrigens: Wenn Sie uns beim Aufbau des Archivs unterstützen wollen und selbst im Besitz eines Foto-Quelle- oder Neckermann-Foto-Katalogs sind, der hier noch fehlt, können Sie uns Ihren Katalog für ein, zwei Wochen ausleihen. Wir scannen die Seiten ein und senden Ihnen das Original - und auf Wunsch auch eine CD mit den Daten - umgehend zuverlässig wieder zu.

 

Gerne können Sie sozusagen "im Tausch" auch andere Kataloge oder Anleitungen auf CD erhalten. Machen Sie uns einfach einen Vorschlag per E-Mail!


Zu den Foto-Quelle-Katalogen


Sonderausstellung Foto-Quelle im Plecher Museum


Druckschriften aus den Archiv der Foto-Quelle im Museums-Archiv


Bedienungsanleitungen für Geräte von Foto-Quelle


Beispiele für Fotogeräte von Foto-Quelle


So berichtet die Presse über die Archiv-Sicherung


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ORWO hat die Markenrechte "Foto-Quelle" und "Revue" gekauft und betreibt das Labor weiter


 Weitere interessante Links:


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Spenderliste A - Z mit vielen Namen von Fotofreunden, die das Museum unterstützt haben


Die Stiftung Kameramuseum Kurt Tauber  (Größere Spenden in den Stiftungsbestand)


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