Ein großer Tag für die Galerie Elisabeth Tauber in Neudorf

bei Pegnitz: Die Galeristin (Mitte) und ihr Künstler Heinz Volk

(rechts) überreichen im Sommer 1995 Weltstar Anthony Quinn

(links) bei dessen erstem Besuch in der Fränkischen Schweiz

ein Acrylgemälde von Heinz Volk mit dem unverwechselbaren

Tüchersfeld-Motiv. Quinn brummte begeistert: "I love it!"

Quinn starb 86-jährig im Juni 2001.               Foto: Kurt Tauber

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Wie Alexis Sorbas fast zum Franken wurde

Anthony Quinn und sein kurzer Flirt mit der Fränkischen Schweiz


Muggendorf/Pegnitz/Boston (USA) - Juni 2001

 

Für die Boulevardpresse war die Sache schnell klar: „Weltstar Anthony Quinn wird ein Franke“ meldete sie 1995 nach Dreharbeiten Quinns in der Fränkischen Schweiz. Er habe sich schon ein Grundstück bei Bärnfels gekauft und wolle hier ein Haus bauen. „Ich habe mich in diese Region verliebt und möchte meinen Lebensabend hier verbringen“ wurde die Kino-Legende zitiert. Jetzt ist der mehrfache Oscar-Preisträger Anthonio Quiñones, geboren am 21. April 1915 in Chihuahua in Mexiko, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Anthony Quinn, im Alter von 86 Jahren gestorben.

Quinn, dessen Filmographie rund 150 Rollen in Kinofilmen ausweist - vom Glöckner Quasimodo bis zum verschlagenen Indianer, von Zeus bis Herkules, von Odysseus bis Alexis Sorbas, von Mafia-Gangstern bis zu Multimilliardär Onassis – drehte im Sommer 1995 einen Film namens „Seven Servants“ („Sieben Diener“) auf Schloß Thurn bei Forchheim und wohnte, abgeschirmt von der Öffentlichkeit mit Lebensgefährtin Kathy (33) und der gemeinsamen Tochter Antonia (2) im Privathaus der Muggendorfer Hotelier-Familie Feiler.

Der legendäre Altstar aus Hollywood, dem der Ruf schwierig zu sein, vorauseilte, verkörperte in der Heroldsbacher Produktion einen alten Mann namens Archie, der sich vor seinem Tod auf ein Schloss zurückzieht und beschließt, sich in einen Oktopus zu verwandeln. Mit seinen acht Armen macht er dann ungeahnte Erfahrungen... Auch eine Einheimische, die 17-jährige angehende Industriekauffrau Simone Bork aus Forchheim, durfte als Winzermädchen, an das sich Archie erinnert, in dieser internationalen Produktion mitspielen.

Staunend vernahm eines Tages das Volk der Oberfranken, dass der Weltbürger mit Wohnsitz unter anderem in Rom, beabsichtige, sich im gesegneten Alter von 80 Jahren noch ein Haus in der Fränkischen Schweiz zu bauen, das Grundstück sei schon gekauft. Und er wolle beim Bau selbst mit Hand anlegen.
 
Quinn bereiste nach den Dreharbeiten ausgiebig die Fränkische Schweiz, trug sich hie und da – auch in Gößweinstein – in den Rathäusern in die Goldenen Bücher ein, schottete sich aber ansonsten ab. Deshalb war es eine kleine Sensation, dass die Pegnitzer Galeristin Elisabeth Tauber mit ihrem Künstler Heinz Volk in Muggendorf vor dem Abendessen im Hotel Feiler eine Privataudienz bekam, bei der Tauber dem weltberühmten Schauspieler ein Acrylgemälde des fränkischen Malers und Bildhauers Heinz Volk mit dem weltberühmten Tüchersfelder Judenhof verehrte. Quinn, der selbst als Bildhauer gearbeitet hat, brummte „I love it!“ und ließ sich zu einem Galeriebesuch am nächsten oder übernächsten Vormittag in Pegnitz überreden.
 
Im Fernsehen konnten die Franken ihren Fast-Mitbürger in der Folge häufiger sehen: Zum Beispiel in einer Dauer-Nebenrolle als Zeus in der RTL-Sonntagnachmittagsserie „Hercules“. Von dem bei Heroldsbach gedrehten Film sah man bislang aber nichts mehr. Es fand sich noch kein interessierter deutscher Verleih und so wurde „Seven Servants“ hierzulande bislang nur auf Filmfestivals gezeigt.
 
Für einen Hausbau in Franken ist es jetzt zu spät: Anthony Quinn starb am Pfingstsonntag weit weg von Bärnfels, Tüchersfeld und Gößweinstein im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus in Boston/USA. kt.



Weltstar Anthony Quinn 1995 bei seinem denkwürdigen Besuch in der Galerie Elisabeth Tauber in Neudorf bei Pegnitz. Links von Quinn seine Lebensgefährtin Kathy, der Muggendorfer Hotelier Feier (Quinns Gastgeber) und Galeristin Elisabeth Tauber. An den Wänden Gemälde des Hitlertagebuchfälschers Konrad Kujau.



Der mehrfache Oscar-Preisträger Anthony Quinn im Gespräch mit Galeristin Elisabeth Tauber in den Pegnitzer Galerieräumen. Fotos: © Kurt Tauber