"Sie
haben jetzt für einen Moment einmal freie Hand. Sie können sich
neu erfinden und sogar Ihre Identität als Mensch auflösen. Wie
sehen Sie aus?"
Mit dieser Aufforderung an seine Modelle begann Raffaele
Horstmann (Bild) seine experimentelle Fotoserie „DRONES“. Der
28-jährige ist Künstler der inszenierten Fotografie aus Köln und
zeigt die Menschen in seinen Portraits von einer besonderen
Seite.
„Die Bilder setzen sich jeweils aus zwei Ebenen zusammen – einer
manuellen und einer digitalen“, erläutert Horstmann. „Erst setzt
sich der Mensch in Szene: Er verwandelt sich, schafft eine neue
Version seiner selbst und verändert sich in seiner Form und
Menschlichkeit.“ Die Veränderung, die Horstmann während der
Verwandlung in den Menschen sieht, bildet Grundlage und
Inspiration für die anschließende digitale Nachbearbeitung.
„Mich hat insbesondere fasziniert, dass die Interpretationen der
Modelle von sich selbst stets einem gewissen Muster folgten.
Ganz gleich, ob wir jemand Bestimmtes sein wollen oder jemanden
beeindrucken wollen. Wir denken dabei in Schubladen, fallen
stets auf Muster und Symbole zurück, die unsere volle Entfaltung
begrenzen", erläutert der Künstler. "Wir verändern uns zwar,
nehmen allerdings eine andere, schablonenartige Identität an,
die der einer Drohne gleicht." „Genau mit diesen Mustern habe
ich in der digitalen Nachbearbeitung gebrochen, indem ich sie
überspitzt, pervertiert oder sogar ins Gegenteil verkehrt
habe.“, so Horstmann.
Am Ende dieses Prozesses entfremdet sich der Mensch
gewissermaßen doppelt: Einmal durch die eigene Interpretation
der freien Neugestaltung und ein weiteres Mal durch das
Arrangement des Künstlers. Dabei entsteht ein einzigartiger
Ausdruck mit einer bemerkenswerten Konstante: In der direkten
Konfrontation mit den Quadratmeter großen Drucken zeigt sich
eine ganz besondere Intensität in den Augen der Porträtierten.
Scheinbar unverfälscht transportieren die Augen die Emotion
desjenigen, egal wie stark die Maske sie verhüllt. |