Die
Mikrolux-Story: Der Sohn Andreas Pietrucha -
Teil 4 |
Nach der Verstaatlichung des
väterlichen Unternehmens und angesichts seiner
eingeschränkten beruflichen Perspektiven verließ
Andreas Pietrucha, der Sohn des Firmengründers,
Dresden und zog nach Thüringen in das Anwesen
seiner damaligen Freundin, heute seine
Lebensgefährtin. Von dort aus arbeitete er
- tatkräftig unterstützt durch seine
Lebensgefährtin Anita Hillmann, die auch noch ein
Fachgeschäft für Damenstrümpfe leitete - freiberuflich im neu erbauten Atelier als Fotograf
und in seinem Foto-Handwerksbetrieb. Im
Wesentlichen war er auch für die Bereiche der
ehemaligen Mikrolux (nunmehr DEWAG) tätig.
Von Thüringen aus betrieb Andreas Pietrucha bis
zum Tode des Vaters im Jahre 1981 (er wurde nur 69
Jahre alt) die Seriengestaltung der Stereo-Foto- und
Dia-Herstellung für die Wartburg-Stiftung und das
Indianer-Museum Radebeul in eigener Regie. Die
Mikrolux und später Sohn Andreas waren nämlich die
exklusiven Hersteller der Dia-Serien auf der
Wartburg. Die anderen Aufnahmen (für Bücher usw.)
stammen von anderen Fotografen.
Für die
Herstellung und den Vertrieb der vom Vater und ihm
entwickelten und zur Blüte geführten Märchenserien
wurde Pietrucha die Erlaubnis 1974 vom Staat
entzogen.
"Politische Erziehungsarbeit von Jugendlichen"
sollte "nicht in der Hand eines Privatmannes"
liegen. Diese an den Haaren gezogene Begründung
bezog sich auf die "Teddy"-Kinderserien wie
zum Beispiel "Hans im Glück", "Teddy im
Straßenverkehr", "Familie Bär auf Campingfahrt"
und mehr, zumal auch andere private Hersteller
noch die Serien herstellen durften.
Nach dem Tode seines Vaters ließen die
Kontakte nach Dresden nach. Pietrucha
konzentrierte sich ab Mitte der 80er Jahre auf die Werbe- und
Sachfotografie im Thüringer Atelier. Es waren sehr
erfolgreiche Zeiten mit einem guten Kundenstamm:
regional ansässige Maschinenbau-Kombinate in
Zeulenroda und Pößneck, wie auch die Leipziger
Messe, der Verband Kunsthandwerk der DDR sowie das
Ministerium für bezirksgeleitete Industrie in
Berlin. In den Anfang 80er Jahren erweiterte er
sein Atelier um eine Siebdruckerei. Andreas
Pietrucha: "So ging es dann gut und fröhlich, bis
1989 die lang ersehnte Wende kam."
Alle Aufträge aus Industrie
und Wirtschaft wurden storniert. Das
Atelier war somit abrupt erst einmal zum
Stillstand gekommen. Andreas Pietrucha
eröffnete eine Kfz-Kennzeichen-
Prägestelle. Das war ein gutes Geschäft,
zumal alle Fahrzeuge mit neuen Kennzeichen
ausgestattet wurden. In einer Ecke des
Ladens testete er mit überwältigendem
Erfolg den Verkauf von Fotoartikeln,
Kameras, Filmen und Videozubehör: "Ein
unwirkliches Bild - aber wir haben daran
geglaubt und gedacht, so geht es weiter." Sicherheitshalber - Pietrucha traute den Russen
nicht - und verlagerte seinen offiziellen Wohnsitz
nach Hof in Westdeutschland. Jetzt hatte er für
den Fall der Fälle einen BRD-Pass...
Nach der Wende entstanden Fotogeschäfte in Neustadt, Plauen,
Saalfeld und Hof sowie Erweiterungen von
Geschäftsbereichen.
Alles bis etwa 1995 recht
erfolgreich.
Dann begannen die Abwanderungen
aus dem Gebiet der früheren DDR, die
Arbeitslosigkeit in den "blühenden
Landschaften" stieg. |
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Andreas
Pietrucha. |
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Gesundheitliche Probleme taten ein Übriges
und 2002 musste Pietrucha seine Läden und das
Unternehmen schweren Herzens verkaufen.
Inzwischen arbeitet Andreas Pietrucha beim Deutschen
Kameramuseum in Plech mit und gibt dort seine
Erfahrungen aus einem bewegten deutsch-deutschen
Arbeitsleben weiter. Es ist - wie man unschwer sieht - eine ganze Menge.
2018 hat das ZDF für seinen
Wissenschaftskanal ZDFinfo über Mikrolux berichtet
Die Stiftung Kameramuseum Kurt Tauber
(Größere Spenden in den Stiftungsbestand)
Spenderliste A - Z mit vielen Namen von
Fotofreunden, die das Museum unterstützt haben
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