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Die Sammlung Kurt Tauber Taubers Test: Lomo Fisheye No. 2 |
Gesamturteil: Begehrenswert |
Bei meinen Praxistests gibt es fünf subjektive Stufen meiner persönlichen Wertschätzung: Brauchbar - Würde ich mir schenken lassen - Begehrenswert Muss ich unbedingt haben - Schlicht himmlisch |
Lomo Fisheye No. 2
Foto 1: Sicher, die Lomo Fisheye No. 2 ist keine 1000-Euro-Spiegelreflex mit 700-Euro-Optik, sondern eine Spaßkamera für etwa 70 Euro. Dennoch kann man mit ihr - wenn man ein wenig fotografieren kann - nette Aufnahmen machen. Beweis: siehe oben. Foto: Kurt Tauber |
Eine fast runde Sache: Lomo Fisheye No. 2 Lomographieren - das ist nicht einfach Fotografieren mit einer Kamera namens Lomo. Lomographieren ist oft das Herstellen eines Lichtbildes von hinten durch die Brust ins Auge: umständlich oder unkompliziert, geplant oder ungeplant, einfach so draufgehalten oder sorgfältig komponiert - alles ist möglich, nichts wahrscheinlich. Zufall ist Trumpf, Experimentierfreudigkeit ein Muss. Die Ergebnisse sehen deshalb selten so aus wie die Fotos einer "normalen" Kleinbildkamera (35-mm-Film), aber in der Regel faszinieren sie durch schräge Bildwinkel, überraschende Spiegelungen, geheimnisvolle (gewollte) Doppelbelichtungen und andere Eigenschaften, die bei einem normalen Foto verpönt sind. Lomo ist eben Kult.
Die Steigerung des "normalen" Lomographierens mit einer "klassischen" Lomo ist das Lomographieren mit der Lomo Fisheye No. 2. Eine modern gestylte Kunststoffkamera mit Metallanmutung mit einem Fischaugeobjektiv, das einen Bildwinkel von etwa 170 Grad ausweist.
Das ist schon mein erster Kritikpunkt: Schade, dass es nicht zu einem wirklich kreisrunden Bild mit der "neuen japanischen Patent-Fisheye-Plastiklinse" auf dem Kleinbildnegativ gereicht hat. Dann wäre das visuelle Vergnügen noch größer. Für 28-mm-Weitwinkelobjektive handelsüblicher Kleinbildkameras gibt es ja auch zum vergleichbaren Preis Fisheye-Vorsätze, die das leisten. Vielleicht wollte man aber auch die Fläche des Kleinbildnegativs so gut wie möglich ausnutzen.
Wer von dieser etwa 70 Euro kostenden Kamera verschiedene Zeit- und Blendeeinstellungen oder gar eine Belichtungsautomatik erwartet, wird enttäuscht. Das Objektiv ist ein Fixfokus-Typ mit Lichtstärke 1:8, die Belichtungszeit beträgt ein Hundertstel. Der zuschaltbare Elektronenblitz leuchtet nach Werksangaben ein bis zwei Meter aus, sodass gerade mal Gesichter und kleine Gruppen zu "erhellen" sind. Als Zubehör gibt es einen "Sklavenblitz", der, teurer als die Kamera, auch einen sehr großen Blitzwinkel hat.
Es sind auch Langzeitbelichtungen möglich (der Verschluss bleibt offen, so lange der Auslöser gedrückt ist), was im Zusammenspiel mit einem Blitz spannende Effekte ergeben kann. Sogar an die Möglichkeit von Mehrfachbelichtungen haben die Konstrukteure gedacht. Kritikpunkt zwei: Es gibt kein Stativgewinde. Allerdings: Kann man vom Stativ aus lomographieren? Nach der reinen Lehre wohl kaum!
Und irgendwie kann man das Ding sicher auch mit dem beiliegenden Gummizug für den Objektivdeckel festschnallen, wenn man das wirklich will. Aber welcher Lomograph will das schon?
Die Fisheye No. 2 (hergestellt in China) kommt in einer jugendlich gestylten Verpackung daher, die sie wertvoller aussehen lässt. Damit ist diese liebenswerte Kamera auch etwas für Sammler. Fazit (Stand: 17. November 2006) Begehrenswert Ein nettes Spielzeug, das einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt: Entweder geht man völlig unbedarft heran wie an das "normale" Lomographieren und hofft auf Zufallstreffer (was vermutlich die richtige Vorgehensweise ist). Oder man kramt seine ganzen Fotokenntnisse zusammen und benutzt die Lomo Fisheye No. 2 als "richtige" Kamera, womit Enttäuschungen (Belichtung, Verwacklungsunschärfe) nicht ausbleiben. Mir hat das Ding jedenfalls Spaß gemacht und ich werde die Lomo Fisheye No. 2 auch in meinen nächsten Urlaub mitnehmen. Ideen für diese fast runden Fotos hätte ich noch viele. Wenn ich nur mehr Zeit hätte... Hier erst einmal einige Bildbeispiele aus dem ersten, fast beiläufig verknipsten Testfilm:
Foto 2: Unser blaue Planet? Was hier aussieht wie die gute alte Mutter Erde, aus dem Weltall fotografiert, ist nichts anderes als der Himmel über unserem Garten im oberfränkischen Pegnitz. Wer genau hinsieht, entdeckt Mitte links die Radio- und Fernsehantenne unseres (vom Garten aus gesehen einstöckigen) Hauses und rechts die Haselnusshecke zum Nachbargrundstück hin. Bei einer sorgfältigen Komposition der Aufnahme hätte man beide Bildbereiche am Rand so verlegen können, dass sie in die "abgeschnittenen" Teile des Bildkreises fallen - die Illusion wäre perfekt gewesen. Foto: Kurt Tauber
Foto 3: Der Chrysler PT Cruiser mit seinen runden Formen im aktuellen Retro-Design wirkt - mit der Lomo Fisheye No. 2 fotografiert - noch viel bulliger. Mit der Schärfe hapert's etwas. Weitere Bildbeispiele vom PT Cruiser hier... Foto: Alexander Tauber - Linktipps: www.lomography.com - Galerien mit Lomo-Fisheye-Fotos - Zur Kamera |
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