PLECH - Die Corona-Pandemie hat auch 2021 das Deutsche Kameramuseum
in Plech ausgebremst - jedenfalls was die
öffentlich wahrnehmbaren Veranstaltungen und
Ausstellungen angeht. Und auch die
Besucherzahlen waren in dieser Saison (die
erst am 6. Juni beginnen konnte) nicht
gerade berauschend. Doch auch in diesem
Jahr, dem zehnten seines Bestehens, wurde
das Plecher Museum wieder ein großes Stück
nach vorne gebracht. Das werden auch die
Besucher erkennen, wenn die gerade vorzeitig
begonnene Winterpause am Sonntag, 6. Februar
2022, endet - wenn es Corona zulässt…
Bedingt durch die Corona-verursachte unfreiwillige Verlängerung der
üblichen Winterpause um vier Monate konnten
2021 Arbeiten im Museum vorgenommen werden,
die bei laufendem Betrieb unmöglich
durchzuführen gewesen wären: Vitrinen wurden
neu gruppiert, um weitere Themenbereiche
erweitert und die Bestände etwa an
Diaprojektoren, Vergrößerer oder
Filmkameras, die bislang auf alle drei
Depots verteilt waren, wurden jeweils an
einem Ort zusammengeführt.
800
Diaprojektoren sortiert, fotografiert und
katalogisiert
Beispielsweise konnten erstmals die in mehr als zehn Jahren
angesammelten 800 (in Worten: achthundert!)
Diaprojektoren und Laternae Magicae
gesichtet, sortiert, fotografiert und
katalogisiert werden, wie aus einer
Pressemitteilung mit der Jahresbilanz des
Kameramuseums hervorgeht: Vorstandsmitglied
Wolfgang Schanderl aus Nürnberg nahm sich in
vielen Wochen Urlaub und Dutzenden von Sonn-
und Feiertagen dieser Sisyphusarbeit an:
Fertig wird er nämlich nie werden, denn
laufend erhält das Museum weitere seltene
Exemplare übereignet. Aber jetzt sind diese
Schätze „gehoben“ und werden im Laufe des
Jahres 2022 via Internet den Sammlern und
Fotohistorikern als eine Art digitalem
Lexikon zugänglich gemacht werden.
Digitale Inventarliste das Ziel
Das soll nach und nach mit allen über 20.000 Sammlungsstücken
geschehen, die am Schluss in einer Art
digitaler Inventarliste von Interessenten
weltweit recherchiert und abgerufen werden
können. Ein neues Alleinstellungsmerkmal
unter den deutschen Fotomuseen.
50.000
Homepage-Besucher pro Monat
Seit Monaten laufen im Hintergrund intensive Vorbereitungen zum
Relaunch des Internetauftritts
www.kameramuseum.de, dessen Ursprünge jetzt
immerhin 25 Jahre zurückliegen und dessen
Technik und Design doch sehr in die Jahre
gekommen sind. Inzwischen sind gigantische
30.000 Dateien mit insgesamt 2,5 Gigabyte
online, davon etwa 17.000 Fotos. Im
Durchschnitt besuchen 50.000 Menschen
weltweit pro Monat die Internetseiten des
Kameramuseums.
Seit
25 Jahren online
Diese Vielfalt an Informationen in ein neues System möglichst
automatisiert zu übertragen, dabei die
wichtigsten Links zu erhalten, aber „dem
über Jahre wuchernden Wildwuchs“, so
Museumsleiter Kurt Tauber selbstkritisch,
eine übersichtliche neue Struktur zu geben,
„wird uns auf Jahre hinaus beschäftigen“,
ist sich der heute 70-Jährige sicher, der in
den letzten 25 Jahren dieses Wissen
hobbymäßig alleine zusammengetragen und
Seite für Seite veröffentlicht hat.
Das modernisierte und auch für Smartphones optimierte Webangebot geht
dann in die Verantwortung des Fördervereins
Deutsches Kameramuseum in Plech e.V über,
der sich im vergangenen Jahr ebenfalls
organisatorisch neu aufgestellt hat, um die
Plecher Einrichtung zukunftssicher zu
machen.
Vorstandsteam stark erweitert
In der Hauptversammlung Ende Juni wählten die 20 anwesenden oder per
Videokonferenz zugeschalteten Mitglieder den
bisherigen Schatzmeister Thomas Wanka
(Bayreuth) zum neuen ersten Vorsitzenden,
der gleichzeitig weiter das Amt des
Schatzmeisters ausübt. Zum zweiten
Vorsitzenden rückt der bisherige Beisitzer
Andreas Wolf (Bindlach) auf, der bisherige
Vize Kurt Tauber (Pegnitz), der nun auch
offiziell Museumsleiter ist, wurde zum
ersten Ehrenmitglied des Fördervereins
ernannt. Der Gründungsvorsitzende des
Fördervereins, Plechs Bürgermeister
Karlheinz Escher, der zusammen mit Andreas
Wolf und Tauber das Museum nach Plech geholt
hatte, arbeitet im Vorstand weiterhin als
beisitzer mit.
Die Verteilung der immer größer und vielseitiger werdenden Aufgaben
auf mehr Schultern als bisher führte schon
Wochen später zu einer „generalstabsmäßig
geplanten und präzise durchgeführten Aktion,
die bisher einmalig war in der zehnjährigen,
durchaus ereignisreichen Geschichte des
Deutschen Kameramuseums in Plech“, wie
Vorsitzender Thomas Wanka nicht ohne Stolz
berichtet. Mit zwei voll beladenen
Hochdach-Sprintern holten Wanka und Wolfgang
Schanderl eine riesige Spende fotografischer
und fotohistorischer Artikel aus dem rund
450 Kilometer entfernten Bad Lippspringe.
Aktion
"Agfa" erfolgreich bewältigt
Der ehemalige hochkarätige Agfa-Manager Dieter Schade hatte dem
Plecher Museum nach jahrelangen
Verhandlungen seine mehr als 3.000
Positionen umfassende Sammlung übereignet,
die neben Hunderten von Fotoapparaten auch
eine Unmenge an „Agfa-Devotionalien“
beinhaltete. Drei Monate lang wurden diese
Schätze in einer eigens angemieteten
500-Quadratmeter-Halle in Plech gesichtet,
sortiert und fotografiert. In einem sehr
erfolgreichen Sonderverkauf konnten mit
Einverständnis des Spenders doppelt
vorhandene Exemplare an Sammler aus ganz
Europa weitergegeben werden - auch eine
Ersatzveranstaltung für die schon zweimal
wegen Corona ausgefallenen Plecher Foto- und
Filmbörsen.
Sonderausstellung der "aufregenden
Neuzugänge"
2022 sollen diese „aufregenden Neuzugänge“ (Museumsleiter Kurt
Tauber) in einer Sonderausstellung
„Agfa-Sammlung Dieter Schade“ der
Öffentlichkeit „live“ präsentiert werden.
Und sämtliche Agfa-Exponate, auch die, die
im Museum aus Platzgründen nicht ausgestellt
werden können, sollen später in einer
digitalen Ausstellung den Museumsfreunden im
Internet gezeigt werden. Ob frei zugänglich
wie bisher oder hinter einer Bezahlschranke
gegen einen kleinen Obolus wird noch
diskutiert.
Einige Fotoausstellungen sind in der Planung und gleich zum
Saisonstart - angepeilt wird der 6. Februar
- gibt es „heile Welt“ in Bildern: Prächtige
Landschaftsfotos aus der Gebirgsregion um
Garmisch-Partenkirchen. Der Fotoamateur
Adrian Vesa wird damit beweisen, dass man
vor allem einen sicheren Blick für das sich
anbietende Motiv und nicht immer eine teure
Fotoausrüstung braucht, um perfekte
Aufnahmen zu machen. Vesa hat meist nur sein
Smartphone dabei, wenn er berufsbedingt auch
oft zu sehr früher Stunde im Gebirge
unterwegs ist. Ob die weiteren Aktionen und
Workshops, die bereits in der Planung sind,
verwirklicht werden können, hängt vor allem
von der weiteren Entwicklung der
Corona-Pandemie ab. |