Eine funktionierende
Großformatkamera aus Lego-Steinen - geht das überhaupt?
Und wie! Jens Werlein zeigte das Anfang August 2015 in einem
Workshop für Bastler zwischen 8 und 99 Jahren im
Deutschen Kameramuseum in Plech. Links Andy Wolf mit
seinem Prunkstück.
Mehr Ergebnisse und Beispiele hier...
Master
Of The Bricks: Jens Werlein
Kursleiter Jens Werlein am ersten
Workshop-Tag in Plech. Foto: Kurt Tauber
Was
macht ein Fotograf in den besten Jahren, wenn er Zeit mit seinen
fast erwachsenen Kindern verbringen will, aber die Nase von
Scrabble, Halma, Nintendo und Monopoly voll hat und wenn Joggen
und Schwimmen auch keine Lösung ist?
Er wird selbst kreativ und erfindet einen
Zeitvertreib der (fast) alle Instinkte eines Mannes befriedigt:
den Spiel- und Familientrieb, den Forscherdrang, die
Bastelleidenschaft und die Sehnsucht, etwas Sinnvolles, etwas
Bleibendes zu erschaffen. Und die Kinder quengeln auch nicht,
sondern sind mit Feuereifer bei der Sache...
Die Rede ist vom Geistesblitz des Schwäbisch
Gmünder Hochschullehrers (seit 1985) und selbstständigen
Werbefotografen (seit 1982) Jens Werlein, Jahrgang 1959, dem
beim Aufräumen
des Dachbodens einige Kisten mit Lego-Steinen in
die Hände fiel und der schnell feststellte, dass man bei eBay
ohnehin nicht mehr viel dafür bekommt. Wegwerfen kam natürlich
ebenfalls nicht in Frage und so kam man im Familienkreis auf die
Idee, mit den Steinen etwas Neues, noch nie Dagewesenes zu bauen
- am besten irgendwas mit Fotografie. Gesagt, getan.
So entstand mit Tochter Paula und Sohn Hannes
(im linken Bild) die erste voll funktionierende Großformatkamera aus Legosteinen
(die heute übrigens im Deutschen Kameramuseum in Plech steht:
Abbildung hier). Werlein stellte das Familien-Werk auf der
Photokina 2012 vor und die Fachzeitschriften stürzten sich auf
den schwäbischen "Erfinder", der damit gleich an Ort und Stelle
ernsthafte Porträts prominenter Kollegen, eines arabischen
Scheichs, seiner Freunde, seiner Kinder und anderen begeisterten
Fotofreunden machte. Teilweise auf normalem Planfilm, teilweise
mit Polaroid-Rückteil auf Sofortbildfilm.
Inzwischen tourt Werlein mit seinen
Lego-Kameras - weitere Modelle in allen Variationen folgten -
durch ganz Deutschland und bringt Interessenten jeden Alters in
kurzweiligen Kursen bei, wie man aus Bergen ausgedienter Lego-Steinchen eine funktionierende Fotokamera bastelt, mit der
man richtig fotografieren kann:
Zurück zu den Wurzeln der
Lichtbildnerei.
Denn mehr als ein Gehäuse, eine improvisierten
Mattscheibe, ein Großbildobjektiv und eine wie auch immer
adaptierte Filmrückwand braucht es nicht, um richtig schöne,
große Fotos zu erstellen.
Es geht sogar ohne Objektiv, wen man
eine Lochkamera baut...
Jens Werleins Lego-Kamera-Kurse schafften es bis
in die Berliner Dependance des weltberühmten Guggenheim Museums
und sogar im New Yorker Mutterhaus wurde ein Film über das
Projekt gezeigt, das in der europäischen Fotoszene für Furore
sorgte.
Und nach dem Guggenheim Museum das Deutsche
Kameramuseum in Plech.
Werlein, der schon 2014 mit seiner
Beteiligung an der Fotoausstellung "25 Jahre Fall der Berliner
Mauer" im Plecher Museum für Aufsehen sorgte und auch schon
zwei erfolgreiche Großformat-Workshops im Museum durchführte,
hat Anfang August 2015 seinen begehrten Workshop "Bau
einer Lego-Kamera" auch in Franken veranstaltet.