Gelöste Stimmung bei der
Vernissage zur Fotoausstellung "Karneval in Venedig".
Karlheinz Escher,
Fördervereinsvorsitzender und gleichzeitig Erster
Bürgermeister von Plech (im Türrahmen stehend mit Bart
und Brille), hielt die Einführungsrede. Foto: Andreas Wolf |
Eigentlich ist der Fotograf der Bilderausstellung „Karneval
in Venedig“ ein ausgesprochener und bekennender Faschingsmuffel,
der sich gerade zweimal in seinem Leben närrisch verkleidet hat:
einmal als Sechsjähriger, wo er in ein Schlotfegerkostüm
schlüpfen musste und später einmal als 18-Jähriger, wo er als
kurvenreiche Blondine die Männerwelt seines Heimatortes verrückt
machte, um dann Minuten vor der Demaskierung aus dem Saal zu
flüchten. Gerade noch rechtzeitig, denn er war als „Blondine“
recht frech zu den Honoratioren des Dorfes gewesen und man hätte
ihn womöglich nach der Enttarnung aus Enttäuschung geteert und
gefedert…
Später, als Lokalreporter, musste Kurt Tauber keine Repressionen
mehr fürchten, außer wenn er wieder einmal (zu) spöttisch über
die gelegentlich unbeholfenen Versuche berichtete, lustig zu
sein und überbordenden Frohsinn in so genannten Prunksitzungen
zu versprühen. Einmal gab es nach so einem Bericht 40
Abbestellungen von missverstandenen Faschings-Aktivisten, von
denen 39 nach wenigen Monaten wieder zurück kamen. Einer war
zwischenzeitlich in eine andere Faschingshochburg umgezogen…
Der Karneval in Venedig ist kein lärmendes Herumtoben
mit lauter Musik wie im ausgelassenen Faschingstreiben hierzulande. In Venedig
geht es viel ruhiger zu, fast still, melancholisch. |
Warum also reist so jemand, dem nie ein Helau über die Lippen
und niemals eine rote Nase ins Gesicht kam (außer in Zeiten
grassierenden hochinfektiösen Männerschnupfens) dann
ausgerechnet mitten im Winter in seine Lieblingsstadt Venedig,
um den Karneval zu fotografieren? Ausgerechnet Karneval!
Ganz einfach:
Weil er Venedig liebt und weil er schon viele Fernsehberichte
über den Karneval in Venedig gesehen hatte. Und weil sich seine
Ehefrau, damals Galeristin in Pegnitz, Anno 1995 eine
Kunstausstellung mit venezianischen Motiven und mit Glaskunst
aus Murano in den Kopf gesetzt hatte. Und weil er somit das
Angenehme mit dem Nützlichen verbinden konnte: Einen Abstecher
in seine Lieblingsstadt und das Fotografieren des
melancholischen, bunten, aber fast lautlosen Treibens auf dem
Markusplatz. Und weil Kurt Tauber als Fotograf im Auftrag der
Galerie unterwegs war und die Szenerie in mehr als 550
Fotografien als Gedächtnisstütze für den mitreisenden Maler
Heinz Volk festhielt, erbarmte sich das Finanzamt und erkannte
die Flugreise nebst Hotelaufenthalt als Dienstreise an… Darüber
freut sich der Fotograf noch heute diebisch.
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Es lohnt sich immer, genau hinzuschauen bei den Masken
auf dem Markusplatz in Venedig. Man entdeckt immer wieder faszinierende
Kunstwerke - komplizierte Konstruktionen wie die links oder einfache, aber
beeindruckende Kreationen wie die rechts. |
So entstanden von Samstagabend bis Dienstagnacht in Kälte und
Regen diese Fotos, deren Vergrößerungen für diese Ausstellung
ausgewählt wurden. Übrigens waren die originalen
Kleinbildnegative nicht mehr mit vertretbarem Aufwand
aufzufinden, weshalb Kurt Tauber einfach die 10 x 15 cm kleinen
Farbvergrößerungen aus seinem Venedig-Album einscannte und dann
davon digital 30 x 45 cm große Prints bestellte.
Was der traditionelle Kleinbildfilm in Zusammenarbeit mit den
guten alten analogen Kameras und moderner Computertechnik zu
leisten vermag, ist nach wie vor erstaunlich und lässt sich
besonders eindrucksvoll am Lieblingsmotiv Taubers ablesen, das
er - Bild ganz oben - in der Größe von 200 x 135 Zentimeter auf
Lkw-Plane drucken ließ.