Der Prozess des
Kollodium-Nassplattenverfahrens wurde 1850/1851 von Frederich
Scott Archer und Gustave Le Gray entwickelt. Im Gegensatz zu dem
später üblichen Trockenplattenverfahren muss man die Negativplatten
bei diesem Verfahren noch nass verarbeiten, muss also immer eine
Dunkelkammer in der Nähe haben.
Der
Prozess im schematischen Überblick
• Beschichten einer Glas- oder Metallplatte mit
Kollodiumemulsion
• Sensibilisieren in Silbernitrat-Lösung
• Laden der sensibilisierten Platte in eine Kassette oder einen
Plattenhalter
• Belichten in der Kamera
• Entwickeln der belichteten Platte
• Stoppen mit Wasser
• Fixieren
• Wässern
• Trocknen und Versiegeln
Beschichten
der Platte
Auf eine Platte wird die Kollodium-Emulsion aufgetragen. Sie
besteht aus
Kollodium, Äther, Alkohol und je nach Rezept unterschiedlichen
Salzen und ist
selbst nicht lichtempfindlich. Das ändert sich jedoch, nachdem
die Platte in einem Silbernitrat-Bad sensibilisiert wurde.
Ab diesem Zeitpunkt läuft die Uhr. Das
Kollodium-Nassplattenverfahren heißt nämlich
Nassplattenverfahren, weil die beschichtete Platte während des
gesamten Prozesses nass bleiben muss. Je nach Temperatur bleibt
ein Zeitfenster von nur 10 bis 15 Minuten.
Lichtempfindlichkeit von Kollodium
Die sensibilisierte Platte wird in die Planfilmkassette
eingelegt. Darin kann sie lichtdicht an der Kamera angebracht
werden. Bei der anschließenden Belichtung ist zu beachten, dass
das Kollodium-Verfahren – anders, als das menschliche Auge –
hauptsächlich für den blauen und ultravioletten Bereich des
Lichtspektrums sensibel ist.
Nach der Belichtung muss schnell die Entwicklung eingeleitet
werden, denn, wie schon beschrieben, muss die Platte nass
bleiben. Entwickelt wird von Hand und auf Sicht. Dafür wird der
Entwickler auf Basis von Eisensulfat, Essig, Alkohol und Wasser
in einer langsamen und bestimmten Bewegung über die Platte
gegossen. Wenn die Belichtung passt, liegt die Entwicklungszeit
bei etwa 15 Sekunden.
Mit normalem Wasser wird die Entwicklung gestoppt, sodass die
Platte ab diesem Moment nicht mehr lichtempfindlich ist. Die
Fixierung kann also bei Tageslicht erfolgen. Anschließend muss
das fertige Bild gewässert werden, um alle noch verbliebenen
Reste vom Entwickler und Fixierer herauszuwaschen.
Während des Trocknens der fertig gewässerten Platten wird das
Bild deutlich heller. Ein Teil dieser Aufhellung wird durch das
abschließende Versiegeln wieder zurück genommen.
Die abschließende Versiegelung erfolgt meist mit Sandarak oder
Schellack.