3. Mai-14. Juni
2015: Viel beachtete Fotoausstellung |
Hitler-Büste unterm Weihnachtsbaum,
Bunker-Fotos von Schloss Versailles
PLECH –
Über 70 Jahre schlummerten die vier Dutzend 6 x 6
–Schwarzweißnegative, sorgfältig eingewickelt in
Butterbrotpapier, in einer unscheinbaren schwarzlackierten
Holzschatulle. Bis sie vor wenigen Jahren von Johannes
Engelmann, einem Mitarbeiter des Deutschen Kameramuseums,
eingescannt und auf DVDs archiviert wurden. Zum Gedenken
„70 Jahre Endes des Zweiten Weltkriegs“ erinnerte sich
Museumsleiter Kurt Tauber an die fotografischen Schätze und
konzipierte daraus eine Fotoausstellung mit rund 45 Motiven:
„Der Zweite Weltkrieg ganz privat – Erinnerungsbilder deutscher
Soldaten von der Front in Frankreich und Russland und von der
Heimatfront“.
Vor vielleicht
20 Jahren bekam Tauber das Päckchen mit den Fotodokumenten
zusammen mit einem alten Fotoapparat von einer alteingesessenen
Pegnitzer Familie, die die Dokumente wiederum irgendwann von
jemandem aus der weitläufigen Verwandtschaft erhalten hatte.
Über den
offenbar fränkischen Fotografen und die abgebildeten Personen
war nichts mehr in Erfahrung zu bringen. Aber dass das
ausgezeichnete Fotos waren, das sah der erfahrene
Zeitungsredakteur und Pressefotograf sofort: Packende
Momentaufnahmen mit einer Mittelformatkamera, sehr überlegt, mit
technischer und gestalterischer Perfektion in Frankreich,
Russland und zuhause auf Heimaturlaub an Weihnachten
aufgenommen. Berührende Zeitdokumente von einem engagierten
Amateurfotografen, keine Erinnerungsbildchen von einem
Gelegenheitsknipser. Die Aufnahmen waren perfekt belichtet,
scharf bis in die Ecken, nach den guten alten Regeln des Metiers
gestaltet mit Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund.
Die
Motivauswahl ist beeindruckend: Deutsche Landser, dick vermummt,
in der Weite des russischen Winters. Deutschsprachige Wegweiser
irgendwo am Ural. Ein Hakenkreuz aus Birkenstämmchen an einer
russischen Blockhütte, die offenbar zur Offiziersmesse
umfunktioniert worden war. Soldaten vor einem Bunker unter dem
Schloss Versailles, auf dem Eiffelturm, im Restaurant auf der
ersten Plattform des Pariser Wahrzeichens („Bier, Glas 5,-
Franc“). Oder die für die Ewigkeit gebaute Metallkonstruktion
des Eiffelturms aus einer auch nach heutigen Maßstäben
sensationellen Perspektive.
Dazu als fast
schon gruseliger Gegensatz die Familienbilder einer
Kriegsweihnacht fern von der Front zuhause im Wohnzimmer: die
Hitlerbüste auf dem Gabentisch neben Schlipsen und Socken.
Lametta hängt herunter auf ein Modell eines Militärlastwagens,
in dem Landser-Figuren sitzen, daneben ein Tiroler Filzhut.
Als Kontrast
dazu „halboffizielle“ Aufnahmen, über die etwas mehr bekannt ist:
Der Vater von Museumsmitarbeiter Dieter Kandel aus
Rednitzhembach, Hans Kandel, war im Zweiten Weltkrieg
Bildstellen-Leiter im Stab des Eisenbahn-Pionier-Regimentes/mot/Nr. 6
und hat diverse Brücken, Soldatengruppen und Alltagsszenen mit
seiner Kamera festgehalten – natürlich nur „klinisch reine“
Bilder, keine Fotos von Gewalt und Zerstörung.
Zur Finissage
am Sonntag, 14. Juni, hat Kreisheimatpfleger Heinz Stark seinen
viel diskutierten Vortrag über das Kriegsende in Plech speziell
für die Plecher Bevölkerung in der voll besetzten Aula nochmals
wiederholt.
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Bei der Finissage
referierte nochmals der
Plecher Kreisheimatpfleger Heinz Stark über das
Kriegsende in Plech. |
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Gemeinderat
und Kreisheimatpfleger Heinz Stark aus Plech (am Redner-"Pult"), übrigens auch
Vorstandsmitglied des Fördervereins Deutsches Kameramuseum in
Plech e. V., hielt bei der Vernissage den Einführungsvortrag über das Ende des
Zweiten Weltkriegs in Plech und in der Fränkischen Schweiz. Der
Vortrag wurde am Sonntag, 14. Juni, zur Finissage wiederholt. Links im Bild Fördervereinsvorsitzender
Karlheinz Escher bei der Begrüßung. |
Weitere Fotos aus der Ausstellung
Bildimpressionen von den Galerieräumen
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