Im
Deutschen Kameramuseum in Plech ist deshalb die Fotoindustrie der Deutschen
Demokratischen Republik (DDR) mit sehr vielen herausragenden Beispielen
vertreten, wobei die Übergänge von gesamtdeutschen Vorkriegsmodellen zu
ostdeutschen Nachkriegsmodellen naturgemäß fließend sind. Viele Apparate wurden
nach dem Krieg einfach unverändert oder kaum verändert erst einmal weitergebaut.
Eine wichtige
Rolle als Abnehmer nahmen die westdeutschen Fotohäuser Quelle (Revue) und
Photo Porst ein, die teilweise eigene Abwandlungen von DDR-Kameras in großer
Stückzahl in der DDR produzieren ließen oder einfach Ost-Kameras mit Revue- oder
Porst-Label versahen und im Katalog anboten. Ein Beispiel:
DDR-Geräte wurden
auch offiziell unter ihrem Namen in den Westen exportiert, was dann oftmals bei
der Ausreise aus der DDR zu langen Diskussionen an der Grenze führte: Wurde die
neuwertig aussehende Praktica oder Exakta bereits vom westdeutschen Touristen in die DDR
eingeführt oder dort unerlaubterweise mit schwarz getauschten Westmark billig
erstanden?
So empfahl es
sich, die Liste der bei der Einreise in die DDR oder Berlin (Hauptstadt der DDR)
mitgeführten Waren sehr sorgfältig bei der Einreise zu erstellen - möglichst mit
Seriennummern der Fotogeräte und Zubehörteile, damit es bei der
Ausreise-Kontrolle keine Probleme gab. Für solche Fälle gab es sogar
"Kamera-Pässe" (siehe Abbildungen unten).
Im Deutschen
Kameramuseum in Plech ist den DDR-Kameras eine eigene Vitrine gewidmet, die in
unmittelbarer Nachbarschaft zu der Sonder-Vitrine über Revue-Kameras von
Foto-Quelle steht, so dass man leicht erkennen kann, welche DDR-Produkte von
Quelle unter dem Markennamen Revue vertrieben wurden.
Ein paar herausragende Beispiele
aus der Sammlung |
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Manchmal
war die DDR in der Technologie führend auf dem
Weltmarkt wie etwa bei der
Hochgeschwindigkeitsfilmkamera
Pentazet 35, die bis zu 40.000 Bilder in einer Sekunde auf
Zelluloid bannte
- ein Prunkstück unseres Museums (siehe
Bild rechts oben). Dieser Apparat,
gebaut von 1953 bis 1968
Jahre in der früheren DDR, ist ein absolutes
Wunderwerk. Die
(einschließlich Transportkisten) 350 Kilogramm schwere
Ausrüstung diente dazu, extreme Zeitlupenaufnahmen zu
machen. In diesem
Erhaltungszustand eine absolute Rarität. |
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Die
Hildebrand
Hilla (Bild links) gehört ebenfalls zu den
Raritäten, die ein Sammlerherz höher schlagen
lässt. Es ist
eine Bastlerkamera, die es mit leicht geändertem
Gehäuse und
mit dem gleichen Objektiv auch für das
Negativ-Format 3 x 4
cm gab.
Die Kamera wurde als Bausatz, aber auf Wunsch
auch
als Fertigmodell angeboten und vertrieben von einer
Firma "Modellbau L. Hildebrand,
Jena" und kostete in der
Kleinbildausführung
39,55 Mark der DDR, die Rollfilmversion
(127er
Film/Negativ: 3 x 4 cm) kostete etwa eine Mark weniger.
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Die
Pionier: eine
einfache Kamera der Kodak AG Filmfabrik
Köpenick in Berlin-Köpenick (DDR), gebaut
1947 (nach
anderen
Autoren bis 1950) in zwei Versionen: Bakelit schwarz
und
Bakelit weinrot eingefärbt (Bild). Film: Rollfilm A 8 (16
Aufnahmen
auf Rollfilm 4 x 6,5 cm; Negativformat 4 x 3 cm,
Objektiv:
Lichtstärke 1:11, Moment- und Zeitverschluss.
Fixfokus:
scharf ab 2 Meter. Empfohlener Film: "Kodak-
Dekopanfilm".
Laut Prospekt "für die ersten Fotoversuche
von
Schülern gedacht". Unscheinbar, aber wertvoll! |
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Eine
eigenes interessantes Kapitel der DDR-Fotohistorie: die
Geschichte
der Dresdener Firma Mikrolux. Andreas Pietrucha,
Sohn
des Firmengründers Bernhard Pietrucha, hat dem
Deutschen
Kameramuseum in Plech im Jahre 2009 das
Firmenarchiv
zur Aufbewahrung übergeben. Darunter auch
Stereo-Dia-Serien,
die der freiberufliche Fotograf Andreas
Pietrucha
bis 1982 als exklusiver Dia-Hersteller auf der
Wartburg
schoss. Ebenfalls im Museum: der Prototyp eines
Stereo-Betrachtungsgeräts
namens
Plastomat. |