Vernon Trent, der
international einen guten Ruf hat wie Eberhard Schuy, macht überwiegend
Stillleben, Porträts und Aktaufnahmen in Schwarzweiß und gestaltet sie im Labor zu wahren Kunstwerken, indem er die
Abzüge im großen Format mittels alter Techniken veredelt,
ihnen dadurch einen ganz eigenen Charakter verleiht. Vernon Trent
kam am Samstag, 12. September 2015, 12 Uhr, zu einem Vortrag
und einer Ausstellung nach Plech.
"Bilder entstehen im Kopf"
Frage: Herr
Trent, besitzen Sie eigentlich auch Digitalkameras? Und wenn
ja, was fotografieren Sie damit? Und was keinesfalls?
Vernon
Trent:
Natürlich
ja (lacht): Ein iPhone, aber auch eine Canon 40D. Damit
fotografiere ich Sachen in Farbe, reproduziere damit aber
auch meine analogen Bilder, damit ich sie online stellen
kann. Ich nehme keinen Scanner für meine Bilder, deswegen
werden sie abfotografiert. Die Stillleben oder Akte selbst,
meine Werke also, die fotografiere ich damit nicht. Manchmal
fange ich auch bei einem Shooting allerdings digital an,
damit das Modell schon mal Ergebnisse sieht und es dann
locker wird und weiß, was gewünscht wird.
Frage: Aus
Ihrer Homepage und Ihren Bemerkungen dort geht hervor, dass
Sie ohnehin nicht so technik-affin sind wie viele andere
Fotografen. Sie schwelgen nicht in technischen Daten Ihrer
Aufnahmegeräte und haben sogar irgendwo sinngemäß stehen,
Amateure sorgen sich um ihre Ausrüstung, Profis um ihre
Entlohnung, die "Meister" um das richtige Licht, Sie aber
"machen einfach Bilder". "I just make pictures" lautet auch
der Titel Ihrer Fotoausstellung im Deutschen Kameramuseum in
Plech. Bilder entstehen im Kopf, die Technik ist nur ein
notwendiges, aber eher zweitrangiges Hilfsmittel?
Vernon
Trent:
Technik-affin
bin ich schon, aber ich schreibe nicht alle Daten auf. Die
und die Kamera, die und die Linse, das nein. Ich habe meine
Bilder im Kopf, und dann mache ich es einfach. Technik ist
nicht zweitrangig, aber sie ist nur ein Mittel zum Zweck.
Frage:
Und
doch ist für Sie das Fotopapier, die Technik des Entwickelns
und der Bearbeitung von ausschlaggebender Bedeutung für Ihre
Werke, für Ihre spezielle Art zu arbeiten. Was ist bei
analogen Laborarbeit an Effekten und Aussagen möglich, die
Sie nicht auch mit Photoshop & und Co. bewerkstelligen
könnten?
Vernon
Trent:
Alleine
schon die Haptik und die Freude, zu sehen, wie das Bild
rauskommt, ist im Labor einzigartig. Wie ein Bild dunkel
oder weiterentwickelt wird. Dieses Erlebnis kann keine
digitale Technik vermitteln.
Frage: Der Weg ist das Ziel?
Vernon
Trent:
Das Gefühl
des Erschaffens, das ist das reizvolle. Selbst zu
entscheiden, wann es gut ist. Eingreifen zu können und
zusehen, wie sich as Ergebnis verändert.
Frage: Ich
kenne von Ihnen nur schwarzweiße Fotos. Ist das eine
folgerichtige Selbstbeschränkung aufgrund Ihrer Arbeitsweise
oder ist das eine Art Glaubensbekenntnis? Gibt es auch den
farbigen Vernon Trent?
Vernon
Trent:
Natürlich
gibt es auch farbige Werke. Frühere Arbeiten zum Beispiel
sind viel mit dem Kodak Ektachrome-Film entstanden. Den
alten Portra habe ich auch gerne benutzt. Aber die Nachfrage
nach meinen Schwarzweißarbeiten bestimmt natürlich auch
meine Arbeitsweise. Schwarzweiß ist eine viel schönere
„Spielwiese“ als Farbe. Ich kann bei der Weiterverarbeitung
viel mehr anstellen mit dem Material und dem Motiv.
Frage: Ihr
Lieblingsmodell scheint derzeit Fredau Wallace zu sein, eine
Kanadierin? Sie haben eine Huldigung an dieses Modell in
Form von mehreren aktuellen Fredau-Fotos in einer
Präsentbox
geschaffen, die im Deutschen Kameramuseum am Samstag, 12.
September 2015, vorgestellt wird...
Vernon
Trent:
Es gibt
immer mal Fotoshoots, die hervorstechen aus allem. Dieses
künstlerische Potential muss man dann ausnutzen. Es wirkt
dann wie eine Huldigung, ist es vielleicht auch. Es gab
möglicherweise jedes Jahr ein bevorzugtes Modell, ja, ganz
bestimmt.
Frage: Arbeiten
Sie grundsätzlich frei - also ohne Auftraggeber - oder ist
das, was Sie so freigiebig und offenbar ohne Angst vor
Copyrightverletzungen bei Facebook oder auf Ihrer Homepage
veröffentlichen, nur die "Kür"? Ihre "Pflicht" absolvieren
Sie auf ganz anderem fotografischen Gebieten?
Vernon
Trent:
Was man
von mir im Internet zu sehen bekommt, ist Werbung für meine
Bilder, meinen ganz persönlichen Stil. Aber es gibt auch
Arbeiten, die nicht online sind und die auf speziellen
Auftrag entstanden sind. Aber der größte Teil meiner
Arbeiten ist schon frei entstanden.
Frage: Ihre
bevorzugten Themenbereiche sind - offenbar - Akt und/oder
Stillleben. Gibt es noch einen "unbekannten" Vernon
Trent, den Sie normalerweise nicht öffentlichen
präsentieren?
Vernon
Trent:
Das bin
ich halt: Meine Akte und meine Stillleben und die Porträts.
Und Pinholes, ich liebe Pinholes! Und das sind dann die
Landschaftsfotos.
Frage: Wir
haben nun doch einiges über Vernon Trent als Künstler
erfahren. Was möchten Sie uns noch über Vernon Trent als
Person verraten? Unsere Leser interessiert alles! Wo sind
Sie geboren? Wie war Ihr beruflicher Werdegang? Wie alt sind
Sie? Sie sind in einer Vielzahl von Galerien vertreten. Ein
paar Beispiele bitte!
Vernon
Trent:
Geboren
bin ich in Rumänien, 1967. Nach Deutschland bin ich 1983 mit
16 Jahren gekommen. Ich hatte Elektrotechnik in Rumänien
angefangen. Zur Fotografie kam ich schon mit acht Jahren.
Der Großpapa hat viel fotografiert und ich durfte auch mal
anfassen und tragen. Mit zehn hatte ich meine erste
Fotoausstellung in der Schule, und es hat mich so
fasziniert… Mein Vater hat aber gesagt: Lern was
Anständiges, Künstler kannst du immer noch werden. Und so
blieb es vorläufig auch. Die Fotografie war meine Passion,
die man nicht unbedingt dadurch kaputtmachen muss, indem man
damit seinen Lebensunterhalt bestreiten will. Seit 2005 lebe
ich aber von meiner Kunst. In bin in Valencia (Spanien) bei
der Galerie Kir Royal und beispielsweise bei art upfront in
den Niederladen vertreten, in Deutschland habe ich derzeit
keine Vertretung. Ich wohne und arbeite in Düsseldorf, in
San Francisco habe ich eine kleine Niederlassung.
Frage: Und
schließlich: Warum engagiert sich ein international
renommierter Künstler wie Sie so vorbehaltlos für das
relativ junge Deutsche Kameramuseum in der fränkischen
Provinz, das er bisher allenfalls aus dem Internet kennt?
Vernon
Trent:
Ja warum?
Warum nicht? Es gibt keine Gegenargumente. Ich wurde von
Jens Werlein gefragt, ich hab‘ ja gesagt. Außerdem: Im
Fränkischen hatte ich noch keine Ausstellung, in München
schon. Auf das Museum wurde ich durch Facebook aufmerksam
gemacht. Ich habe nämlich ein Herz für alte Kameras!
Herr Trent, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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