Der amerikanische Physiker Edwin Herbert Land (1909-1991) bekam
1933 für die von ihm entwickelten Polarisationsfolien ein Patent
erteilt. Mit ihnen machte sich Land selbstständig und gründete
1937 in Boston eine eigene Firma namens Polaroid. Unter diesem
Markennamen wurden unter anderem auch entspiegelte Sonnenbrillen
angeboten.
Die erste Polaroid-Sofortbildkamera - der Typ 95 - kam im Herbst
1948 auf den Markt, nachdem Land am 21. Februar 1947 auf der
Versammlung der „Optical Society of America“ eine neuartige
Kamera vorgestellt hatte, der man kurz nach der Aufnahme ein
fertiges Positivbild entnehmen konnte. Obwohl damit zunächst nur
Schwarzweißfotos möglich waren, wurde schon 1956 die millionste
Kamera verkauft. Vier Jahre später beschäftige die Polaroid
Corporation in Boston, Massachusetts, bereits über 2500
Mitarbeiter. Inzwischen ging Polaroid pleite, Nachfolgefirmen
bemühten sich um die Produktion für Nachfolgefilme für die
existierenden Kameras. So gibt es heute wieder zum Beispiel
SX-70-Packfilme. Die Erfolgsgeschichte von "Polaroid", die mit
der Spiegelreflexkamera SX-70 ihren Höhepunkt hatte, geht
also weiter.
Kaum hatte die
Ausstellung "Karneval in Venedig" im Kameramuseum in Plech
begonnen, arbeiteten die Museumsmacher bereits am nächsten
Projekt: "70 Jahre Polaroid - 70 Polaroid-Fotos".
Der Schwäbisch Gmünder Hochschullehrer und Berufsfotograf Jens
Werlein (Bild rechts), ein ausgewiesener Polaroid-Künstler, und
der Plecher Fotoreporter Kurt Tauber (links - auf einem Polaroid
aus dem Jahre 1970), der die Sofortbildkamera beruflich wie
privat seit 1970 einsetzt und die praktisch-dokumentarischen
Motive beisteuert, präsentieren vom 8. April bis 31. Mai 2018
zwei unterschiedliche Sichtweisen auf die Dinge.
Eine Ausstellungskonzeption, die aus den verschiedenen
Herangehensweisen ihre Spannung bezieht und die sich bereits
2014 bei der Fotoausstellung "25 Jahre Fall der Berliner Mauer"
bewährt hat.
Während Werlein Polaroid seit den 1980er Jahren überwiegend als
künstlerisches Medium und für Probeschüsse in seinem Fotostudio
einsetzte und einsetzt, begann Taubers persönliche
Polaroid-Geschichte im September 1970 mit seinem
Dienstantritt als Volontär bei der Tageszeitung Donau Kurier,
als er von seinem damaligen Volontärsvater in der Lokalredaktion
Hilpoltstein mit einer Sofortbildkamera der 100er-Serie -
farbig (!) beim Zeitungslesen abgelichtet wurde. Das hier
gezeigte SW-Bild vom "rasenden Reporter entstand wenige Wochen
später, auf Polaroid-SW-Material.
Die Ausstellung beschränkt sich aus konzeptionellen Gründen
übrigens ausschließlich auf die Präsentation von SX-70-Unikaten.
Andere Fotoformate und Marken (Kodak, Fuji) bleiben
unberücksichtigt.