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Ein gutes Jahr? Ein gutes Jahr!

2014: Das Kameramuseum Plech blüht und gedeiht, obwohl der Chef im Krankenhaus ist


Der Blog rund ums Deutsche Kameramuseum - 31. 12. 2014


Ein paar Stunden Urlaub aus der Klinik: Noch von seiner schweren Krankheit gezeichnet, ließ es sich Museumsleiter Kurt Tauber am Sonntag, 9. November 2014, nicht nehmen, bei der Vernissage zur Fotoausstellung "25 Jahre Fall der Berliner Mauer" wenigstens im Rollstuhl dabei zu sein. Inzwischen hat Tauber fünf Monate Klinik und Reha hinter sich gebracht und ist wieder zuhause. Rechts Event-Manager Jens Werlein, der auch für 2015 voller Ideen steckt.


Das Deutsche Kameramuseum ist "erwachsen geworden"


Es klingt irgendwie wie ein Treppenwitz: Museumsleiter Kurt Tauber war 2014 von Ende Juli bis Ende Dezember wegen einer lebensbedrohlichen Krankheit 130 Kilometer weit weg von Plech in einer Regensburger Klinik und auf Rehabilitation - und das Museum blüht richtig auf. Wie übrigens schon im Vorjahr, als Tauber ebenfalls fast ein halbes Jahr wegen Krankheit ausfiel. Also geht es besser ohne als mit Tauber? Das stimmt so nicht ganz, auch wenn man es fast vermuten könnte. Es zeigt vielmehr, dass Kurt Tauber das Feld bestellt hat. Dass es ihm gelungen ist, eine Schar weiterer Fotofreunde für das Museumsprojekt zu begeistern. Dass das Museum inzwischen mitten in der Bevölkerung von Plech angekommen ist und nicht mehr bei manchen Skeptikern als Spleen eines Zugereisten angesehen wird.

Wenn es dafür eines Beweises bedurfte, dann kann man die Tatsache anführen, dass das Kameramuseum in Plech in den vier Wochen der "Mauerausstellung" (Bild rechts) sogar täglich geöffnet war und diese Öffnungszeiten nur deshalb garantiert werden konnten, weil sich aus der Bevölkerung genügend Freiwillige fanden, die sich ab und an ein paar Stunden ins Museum als Aufsicht oder an die Kasse setzten.

 

Vielleicht die schönste Erfahrung des Jahres!

 

Das Deutsche Kameramuseum ist den Kinderschuhen entwachsen, es ist im Laufe des Jahres erwachsen geworden. Es kann sich selbst erhalten, selbst organisieren, selbst fortentwickeln. Das Deutsche Kameramuseum, das sind die engagierten Menschen dahinter im Förderverein und außerhalb.

 

Ein paar Beispiele: Andreas Wolf, ein Mann der ersten Stunde, der Kurt Tauber schon Jahre vor der Eröffnung unterstützt hatte und immer da ist, wenn er gebraucht wird. Andreas Pietrucha, die Zuverlässigkeit in Person aus Hof. Ein namentlich nicht genannt werden wollender Rentner aus Bremen, der seit Jahren regelmäßig mehrfach im Jahr ein paar Wochen "Arbeitsurlaub" in Plech verbringt und dabei das Depot wieder in Ordnung bringt, Neuzugänge katalogisiert und Ausstellungen vorbereitet. Karlheinz Escher aus Plech, Bürgermeister der Marktgemeinde und Vorsitzender des Fördervereins, das Bindeglied zwischen Gemeinde, Bevölkerung und Museum.


Und da wäre Jens Werlein, der "Event-Manager" des Museums: Der Hochschullehrer und Werbefotograf aus Schwäbisch Gmünd hat zusammen mit Andreas Wolf und anderen Helfern, die hier namentlich alle gar nicht genannt werden können, so viele waren es, beispielsweise die "Mauerausstellung" kuratiert und gehängt, hat die Kontakte zu Fotografen wie Herbert Piel oder zur Fotogruppe "Licht21" geknüpft (die die fahrbare Camera Obscura nach Plech brachte). Werlein führte zwei viel beachtete Großbildworkshops durch und ist schon dabei, das Programm für 2015 festzuklopfen.


 Was waren die Höhepunkte?



Unbestritten der Höhepunkt des Jahres 2014 im Deutschen Kameramuseum in Plech: Die Fotoausstellung "25 Jahre Fall der Berliner Mauer". Hier ein Foto von der Eröffnung.


Ganz klar ist da die Fotoausstellung "25 Jahre Fall der Berliner Mauer" (9. bis 30. November) zu nennen, die von Herbert Piel, Jens Werlein und Kurt Tauber bestritten wurde. Und das, obwohl Tauber seit Ende Juli im Krankenhaus lag. Dank der modernen Kommunikationstechniken E-Mail, Facebook und Handy hielt Tauber selbst auf der Intensivstation die Fäden in der Hand, bestellte aus der Klinik heraus Bilderrahmen und Vergrößerungen, gestaltete mit extra heruntergeladenen Grafikprogrammen die Ausstellungsplakate und Poster, versorgte Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk mit Pressemitteilungen und machte sein rechtzeitig zuhause begonnenes 90-seitiges Ausstellungsbuch in der Intensivstation in Regenburg druckfertig. Die Festplatte mit den Bildern und unfertigen Texten hatte er rein zufällig mit dabei, als er am 1. August in der Klinik während eines geplanten Routineaufenthalts aus heiterem Himmel einen Herzstillstand erlitt.

 

Was für ein Bild: Ein bleicher, kaum bewegungsfähiger Patient mit einem Tracheostoma im Hals, einem Sauerstoffschlauch daran, fünffach verkabelt für das EKG, am kleinen Finger der linken Hand den Sensor für die Messung des Sauerstoffgehalts im Blut, am Oberarm eine Blutdruckmanschette, die jede halbe Stunde automatisch aufgepumpt wird und den Blutdruck misst, sitzt an der Bettkante, vor sich ein Laptop und gestaltet Internetseiten, schreibt Texte und skypt mit seinen Museums-Mitstreitern...

 

Aber dieser Kraftakt war natürlich sehr grenzwertig für alle Beteiligten. Auch und besonders für die Helfer vor Ort, die irgendwie erahnen mussten, was sich Tauber vorgestellt hatte und die dann immer selbstbewusster wurden und der Ausstellung so ihren Stempel aufdrückten - zur Begeisterung des fernen Patienten, der über Facebook "live" über die Vorbereitungen informiert wurde.


Fast vergessen (oder vielleicht verdrängt, weil der Tag der Preisverleihung auch der Tag von Taubers zweitem Herzstillstand nach Januar 2013 war): Das Deutsche Kameramuseum in Plech wurde am 1. August 2014 mit dem Förderpreis des Kulturpreises des Landkreises Bayreuth (dotiert mit 1.500 Euro) ausgezeichnet. Ein wichtiges Ereignis, das den finanziellen Spielraum der Museumsmacher doch erheblich vergrößerte.

     

Fördervereinsvorsitzender Karlheinz Escher (rechts) nahm die Ehrung aus der Hand von Landrat Hermann Hübner (links) entgegen.



Daneben gab es eine Vielzahl weiterer Attraktionen im Jahresablauf:


 Die Highlights des Museums-Programms im Jahr 2014


   3.-12. Dezember: Ausstellung "25 Jahre Fall der Berliner Mauer" im Landratsamt Bayreuth


   16. November, 14 Uhr: Vortrag Dieter Kandel "Foto-Quelle - Geschichte und Geschichten"


   Das Begleitbuch zur Ausstellung und Poster mit Motiven der Bilderschau


   9.-30. November: "Wahnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn! 25 Jahre Fall der Berliner Mauer"


   Samstag, 8. November 2014: Herbert Piel spricht über sein Leben und seine Arbeit


   Die zwei Großbildworkshops im Deutschen Kameramuseum mit Jens Werlein


   Die fahrbare Camera obscura der Schorndorfer Gruppe "Licht21" im Museum


   Sonderausstellung Blitzlichtfotografie


Genug Stoff zum Staunen! Und das ist nur der Anfang. 2015 wird es noch toller! Versprochen!


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