Plech. Am 4. Dezember 2016 wurde das Deutsche Kameramuseum
offiziell fünf Jahre alt. Noch kein Jubiläums gewiss, aber in
unserer schnelllebigen Zeit schon eine gewisse „Hausnummer“. Inzwischen ist
das fototechnische Museum im oberfränkischen 1.300-Seelen-Dorf –
nicht zuletzt dank des Internets und der dort veröffentlichten mehr
als 4.000 Seiten (!) voller Fotos und Infos - für die Kamerasammler
und Fotografen auf der ganzen Welt ein Begriff, was nicht zuletzt
auch Besucher aus China, den USA, Schweden, Holland, Tschechien,
Polen, Österreich, Italien, der Schweiz, Frankreich und
Großbritannien alleine im zu Ende gehenden Jahr bestätigten. Die
ausländischen Fotofreunde kommen teilweise extra angereist und
verbringen bei dieser Gelegenheit meist ein paar Tage Urlaub in
Plech und in der Fränkischen Schweiz. Oder sie planen Plech ganz
gezielt als Station einer größeren Europareise ein. Und dann war da
ja noch die Geschichte mit SAT.1 und "Jack the Ripper".
In diesem Jahr hatte das
Museum mehr als ein
Dutzend Gruppenführungen außerhalb
der normalen Öffnungszeiten. Darunter waren zwei
Geburtstagsgesellschaften, wobei der Jubilar sich selbst und
seinen Freunden einen langgehegten Wunsch erfüllt hat.
Genau so beeindruckend
ist die Liste der Spenden und Zustiftungen in 2016: Unmöglich hier
alles aufzuführen. Stellvertretend vielleicht vier der größten und
bedeutendsten Zugänge alleine aus dem letzten halben Jahr:
75
exotische Kodak-Balgenkameras von Michael Chevalier
Im Sommer 1987 ging Michael Chevalier aus dem badischen Wehr über den
Flohmarkt in Nizza und entdeckte dort an einem der Marktstände eine
Kodak-Balgenkamera, die ihm wegen ihres beeindruckenden Aussehens
ins Auge stach. Kurz entschlossen kaufte er das edle Stück als
Geburtstagsgeschenk für einen Freund, einen engagierten
Kamerasammler. Doch dann überlegte es sich Chevalier anders und
behielt die Kamera, weil sie gar so schön war. Und damit war der
Grundstock für eine inzwischen äußerst ansehnliche Zusammenstellung
exotischer Kodak-Balgenkameras gelegt. Denn der Sammler bediente
sich fortan eben nicht aus den üblichen heimischen Quellen, sondern
trieb sich als Globetrotter gerne auf Flohmärkten im Ausland herum:
„Da ich sowohl geschäftlich wie auch privat sehr viele Reisen
unternahm - von Moskau über Barcelona, Paris oder Rom bis in nord-
und südamerikanische Städte - , hatte ich immer wieder
Gelegenheiten, die unterschiedlichsten Flohmärkte zu besuchen und
dort nach Kodak-Balgenkameras Ausschau zu halten, die meine Sammlung
Jahr für Jahr wachsen ließen. Die größten Sammlererfolge hatte ich
allerdings bei Jessops Classic Photographica in London“, berichtet
Chevalier. 75 seiner schönsten Exponate, von denen einige nicht
einmal in einschlägigen Fachbüchern verzeichnet sind, haben jetzt
als Spende den Weg ins Deutschen Kameramuseum nach Plech gefunden.
Mehr dazu hier.
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Links ein Teil der hochinteressanten Kodak-Neuzugänge im
Deutschen Kameramuseum aus der Sammlung Chevalier. Bild rechts:
Der Sammler mit dem ersten Exponat, mit dessen Erwerb auf einem
Flohmarkt in Nizza im Sommer 1987 alles begann. Fotos: Chevalier/privat |
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50
Diaprojektoren und 150 Fotoapparate von Wolfgang Kuttig
Erst seit Ende des vergangenen Jahrhunderts sammelt der Kornwestheimer Wolfgang
Kuttig DGPh Diaprojektoren aus aller Welt. Doch im
"Museums-Keller" seines Eigenheimes haben sich inzwischen über
1.200 (!) Apparate angesammelt. Etwa 50 doppelte aus seinem
Riesenbestand sowie rund 150 seltene Fotoapparate hat er im
November 2016 dem Deutschen Kameramuseum in Plech gestiftet und
damit unseren Bestand schlagartig vergrößert. Das "DGPh" hinter
dem Namen eines Fotobegeisterten bedeutet übrigens, dass er auf
Grund seiner Kenntnisse über die und Verdienste um die Fotografie
in die illustre "Deutsche Gesellschaft für Photographie"
aufgenommen wurde, für die man sich nicht selbst bewerben kann,
sondern für die man von anderen Mitglieder vorgeschlagen werden
muss.
Mehr Infos über diese Zustiftung hier.
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Wolfgang Kuttig in seinem "Privatmuseum" in
Kornwestheim.
Foto: privat |
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Drei
Linhofs und ein Dutzend teurer Reproobjektive
Dieser Nachlass ist noch gar nicht ganz
erfasst, untersucht und „erkennungsdienstlich behandelt“. Die
Erbin eines Fotografen aus Wendestein bei Nürnberg hat dem Plecher
Museum unter vielem anderem drei tolle Fachkameras überlassen:
eine Linhof Technika II 13 x 18, eine Linhof Color 9 x 12 cm, eine
Linhof Technika 70 sowie eine Plaubel Peco. Dazu ein Dutzend
teurer Großformatobjektive aus der Reprotechnik, darunter als
Prunkstück das Schneider-Kreuznach Apo-Artar 1:14/1065 mm!
Fotos dazu hier.
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Eine der umfangreichsten Zustiftungen des Jahres 2016:
vier Fachkameras und ein Dutzend Objektive - unter anderem...
Foto: Wolf |
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Die Sammlung Hubert
Adler aus Neumarkt in der Oberpfalz
An die 500 verschiedene Stücke
aus dem vergangenen Jahrhundert umfasste die fotohistorische
Sammlung des Neumarkter Fotoenthusiasten Hubert Adler, als dieser
am 31. Juli 2016 mit 91 Jahren starb. Die Angehörigen des
verstorbenen Sammlers haben damit den letzten Willen ihres
Verwandten erfüllt und seine fototechnischen Schätze mit rund 350
Kameras, vielen Objektiven, Blitzgeräten, Balgengeräten,
Projektoren, Vergrößerungsgeräten sowie Unmengen an Fachliteratur
dem Deutschen Kameramuseum in Plech übereignet.
Mehr dazu hier.
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Die Polaroid-600-Fachkamera - Punkstück
aus der Sammlung Hubert Adler. Foto: Kurt Tauber |
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Und dann war da noch
SAT.1 und "Jack the Ripper"
Wenn wir über das Deutsche Kameramuseum im Jahr 2016 sprechen,
muss die Rede unbedingt auf unsere "Beteiligung" bei der
Produktion des SAT.1-Films "Jack the Ripper" kommen. Das Plecher
Museum hat rund 50 seiner wertvollen Exponate - von der Studiokamera bis zur
Dunkelkammerleuchte, von der Laterna magica bis zur Laborflasche -
für einige Wochen der Filmcrew ausgeliehen, die den Gruselfilm in
der litauischen Hauptstadt Vilnius im Frühjahr 2016 drehte, und
damit die stilgerechten Requisiten geliefert.
Alle Infos
und viele Fotos hier.
Blick nach vorne: Was
bringt uns das Jahr 2017?
Es gäbe noch viel zu berichten, aber das
würde hier zu weit führen. Wer mehr erfahren will, kann vieles in
den News 2016 und im
Newsblog nachlesen. Also blicken wir nach
vorne: Das Jahr 2017 bringt nach der Winterpause zunächst ab
Sonntag, 5. Februar, zwei Fotoausstellungen: nochmals "Lost Places" mit
Bildern von Matthias Jäckel und neu Udo Meixners "LOMO-Projekt". Weiter
geht es am 9. April mit einem eintägigen Workshop "Aktfotografie"
mit Pamela Meier und vom 15. bis 18. Juni steigen wieder
Plecher Fototage mit Workshops, Ausstellungen und der zweiten
großen Plecher Film- und Fotobörse (Sonntag, 18. Juni, 10 bis 15
Uhr) sowie der Vernissage zu Raffaele Horstmanns
spektakulärer Fotoausstellung "Drones".